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Fukushima-Reaktor: Tomographie mit Supernova-Strahlung

Gepostet am Jul 30, 2014

Mit Supernova-Teilchen Innenraum des Fukushima-Reaktors vermessen?

Mit Supernova-Teilchen Innenraum des Fukushima-Reaktors vermessen?

Der havarierte Reaktor 4 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi stellt nach wie vor ein Sicherheitsrisiko da. Mit in der Luft vorhandenen kosmischen Strahlen wollen US-amerikanische Forscher die Schutzhülle nun „röntgen“, um einen Blick in den Innenraum zu werfen. Möglicherweise geht von dort aus noch immer eine große Gefährdung für Mensch und Natur aus.

Die intakte Schutzhülle des Fukushima-Reaktors sorgt glücklicherweise dafür, dass ein Großteil der hochradioaktiven Strahlung im Inneren der Anlage bleibt. Andererseits weiß niemand, wie es im Reaktor aussieht. Die strahlensicheren Wände blockieren nämlich auch in die andere Richtung fast jede Form von Strahlung, die in den Innenraum hineindringen will. Die einzige bekannte Ausnahme sind die hochenergetischen Myonen-Teilchen. Diese machen einen Großteil der sekundären kosmischen Strahlung aus ? will heißen, sie entstehen bei der Kollision von aus dem Weltall kommenden Protonen mit Molekülen und Atomkernen in der Erdatmosphäre. Die galaktischen Protonen, aus denen die Myonen entstehen, stammen von Supernovae und sind extrem energiegeladen. Auch die Myonen haben mit der 200-fachen Masse eines Elektrons noch genug Energie, um in die Schutzhülle des Fukushima-Reaktors einzudringen und anschließend auch wieder herauszukommen. Mit einem Apparat zur Myonen-Tomographie wollen Wissenschaftler des Los Alamos National Laboratory nun die ein- und austretende Myonen-Strahlung messen. Die Strahlung durchdringt den Reaktor zwar, wird hierbei jedoch abgeschwächt. Das erlaubt den Wissenschaftlern Rückschlüsse darüber zu ziehen, was sich in dem Raum befindet, den die Strahlung passiert hat.

Auch die Pyramiden von Gizeh wurden schon kosmisch geröntgt

Diese Technologie wurde bereits verwendet, um die großen Pyramiden von Gizeh zu „röntgen“. Die enormen Steinblöcke, aus denen die monumentalen Bauwerke errichtet wurden, stellten die Archäologen in Ägypten vor ein ähnliches Problem wie die Nuklear-Forscher in Japan: Sie wussten nicht genau, was sich im inneren der verwinkelten Riesenbauten befand. Mit Hilfe der Myonen-Tomographie fanden sie an Stellen, wo die kosmischen Strahlen verhältnismäßig wenig abgeschwächt wurden, bis dahin unentdeckte Hohlräume. In Fukushima soll nach den Plänen der US-Wissenschaftler, die in einem Antrag an die Regierungen Japans und der Vereinigten Staaten von beiden je vier Millionen US-Dollar für ihr Projekt einsammeln wollen, eine Weiterentwicklung dieser Technologie zum Einsatz kommen: Messungen von verschiedenen Standpunkten aus ermöglichen eine dreidimensionale Rekonstruktion des Reaktor-Inhalts. Besonders für die Erfassung von nuklearem Material ist die Myonen-Tomographie gut geeignet; so wird sie unter anderem auch verwendet, um Frachtcontainer auf radioaktive Inhalte zu überprüfen.

Einen Nachteil hat die Myonen-Vermessung des Reaktors jedoch: Weil nicht einmal ein Atomkraftwerk die nötige Energie aufbringt, um auch nur ein einziges Myon herzustellen, müssen die Forscher warten, bis das eine oder andere der hochenergetischen kosmischen Teilchen sich bequemt, im AKW vorbeizuschauen. So dauert es einige Zeit, bis sich aus den einzelnen Daten ein konkretes Bild aufbaut. Dieses könnte dann aber den Verantwortlichen wertvolle Informationen über den Zustand im Inneren des Unglücks-Reaktors geben. /cb

 

Bild-Quellen: wikipedia.org

News Redaktion am Dienstag, 29.07.2014 18:06 Uhr

Tags: fukushima myonen

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