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Studie belegt Unehrlichkeit als Teil der Bankenkultur

Gepostet am Nov 21, 2014

Die speziellen Normen der Bankenwelt befördern Unehrlichkeit, wie eine Studie nun belegt.

Die speziellen Normen der Bankenwelt befördern Unehrlichkeit, wie eine Studie nun belegt.

Bringt die Welt der Banken und Finanzmärkte besonders unehrliche und gierige Menschen hervor? Dieser Frage sind Wissenschaftler des Fachbereichs Wirtschaft an der Universität von Zürich nachgegangen. Sie fanden heraus, dass Bankangestellte im Bewusstsein ihrer beruflichen Rolle eher zu Unehrlichkeit neigen als andere Berufsgruppen.

Nicht nur die Finanzkrise 2007 hat schwer am Image der Geldinstitute gekratzt. Auch einzelne Bankenskandale der vergangenen Jahre, wie die durch Chatprotokolle belegte Manipulation des Devisenmarktes und damit verbundene geheime Preisabsprachen, haben dem Ansehen internationaler Bankhäuser wie JPMorgan oder der Citigroup geschadet. Vor diesem Hintergrund haben sich die Schweizer Forscher Alain Cohn, Ernst Fehr und Michel Maréchal der Frage angenommen, ob in Finanzinstituten ein besonders förderliches Klima für Betrug und Unehrlichkeit herrscht. Fehr dazu: „Diese Skandale werfen die Frage auf, ob die Geschäftskultur in der Bankenindustrie betrügerisches oder unethisches Verhalten begünstigt, oder zumindest toleriert.“ Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, befragten er und seine Kollegen Angestellte einer großen, internationalen Bank sowie Mitarbeiter anderer Kreditinstitute. Einer Gruppe wurden ihre berufliche Identität und die damit einhergehenden Normen durch Fragen zu ihrem Arbeitsalltag in Erinnerung gerufen. Ein anderer Teil sollte Angaben zu allgemeinen Themen wie dem persönlichen Fernsehverhalten machen. Anschließend warfen die Teilnehmer unbeobachtet eine Münze und sollten den Testleitern das Ergebnis mitteilen. Je nach festgelegter Gewinn-Seite verdienten sie pro Wurf 20 US-Dollar. Ab einer bestimmten Quote durften sie das Geld behalten und konnten so bis zu 200 Dollar einkassieren. Es zeigte sich, dass die Gruppe, die berufsrelevante Fragen beantwortet hatte („Priming-Effekt“), häufiger falsche Angaben zu ihren Gunsten machte.

Die Normen der Finanzwelt kosten die Institute das Vertrauen ihrer Kunden

Um herauszufinden, ob dieses Phänomen auch bei anderen Berufsgruppen auftritt, befragten Cohn, Fehr und Maréchal Vertreter der Telekommunikations- und Pharmabranche sowie Mitarbeiter aus dem Produktionssektor. In keiner dieser Gruppen spielte es eine Rolle, ob den Personen ihre Profession ins Gedächtnis gerufen wurde ? das Verhältnis von Lügen und wahren Angaben blieb gleich. Auch eine Befragung von Studenten zeigte keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Ehrlichkeit der Aussagen über das Ergebnis ihrer Münzwürfe. Es scheint also ein spezifisches Phänomen des Bankensektors zu sein, dass Menschen vor dem Hintergrund ihrer professionellen Rolle zu mehr Unehrlichkeit neigen. Gestützt wird diese Annahme durch Erkenntnisse der Sozialpsychologie, wonach die persönliche Identität einer Person maßgeblich durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und der darin bestehenden Normen geprägt ist. Die Bankangestellten handelten im Experiment nach den Werten ihres Kreditinstituts. Maréchal bestätigt dies und fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die sozialen Normen des Bankensektors zu mehr Nachsicht gegenüber unehrlichem Verhalten tendieren und somit zum Verlust des guten Rufes der Branche beigetragen haben.“ Er und die Mitglieder seiner Forschungsgruppe legen daher nahe, dass Banken ihre normativen Richtlinien ändern müssten. Ein beruflicher Eid ähnlich wie bei Ärzten sowie begleitende Maßnahmen könnten das Selbstverständnis in den Kreditinstituten hin zu mehr sozialer Verantwortung ändern. /kk

 

 

Bild-Quellen: Flickr / epSos .de

News Redaktion am Donnerstag, 20.11.2014 17:31 Uhr

Tags: finanzkrise forschung wissenschaft psychologie

12 Reaktionen zu dieser Nachricht

  • OO1 am 21.11.2014 09:19:35

    Belies dich, kehre zurück und weine. …

  • Pur am 21.11.2014 08:29:16

    Aus der Dreigroschenoper. Ehm sicher? Ich kenne die Frage: „Was ist das größere Verbrechen, eine Bank zu überfallen oder eine zu Gründen?“ als direktes Zitat von Brecht. …

  • Pur am 21.11.2014 08:27:17

    Man sollte sich viel mehr darüber echauffieren dass es Leute gibt die anderes erwarten bei Leuten die bei einer Bank arbeiten wollen. Was könnte denn sonst noch Motiv sein? Anderen mit Krediten zu helfen? Lol! …

  • Lassmal am 21.11.2014 07:42:06

    @K2N Ich war gerade so schön dabei schlecht über die Banken zu denken, doch dann kommst du und warnst vor einseitigen Schuldzuweisungen. Und das sogar zu recht. Hmm, dachte ich mir, wer trägt denn nun die Schuld am Kapitalismus, wenn es die Banken und Politiker nicht sind? Der Mensch an sich kann es …

  • OO1 am 21.11.2014 06:18:04

    Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Aus der Dreigroschenoper. …

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