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„Super-Techniker“ Salam Kachaev: Glücksgriff für KSV Ispringen

Gepostet am Dez 5, 2013

Auch im Training hat Salam Kachaev (rechts) seine Gegner meist sicher im Griff. Foto: Hepfer

Auch im Training hat Salam Kachaev (rechts) seine Gegner meist sicher im Griff. Foto: Hepfer

„Super-Techniker“ Salam Kachaev: Glücksgriff für KSV Ispringen

Salam Kachaev ist bei den Ispringer Regionalliga-Ringern ein absoluter Leistungsträger – dabei blickt der Freistil-Spezialist aus Dagestan auf eine harte Lebensgeschichte zurück.

Es fehlen nur noch ein paar Punkte und der KSV Ispringen kann die Meisterschaft in der Ringer-Regionalliga perfekt machen. Den wahrscheinlich vorentscheidenden Schritt dazu hat der Aufsteiger mit dem 24:12-Sieg in Viernheim getan.

Doch einer im Ispringer Team hätte sich, statt zu feiern, lieber in ein Mauseloch verkrochen. ?Eigentlich wollte ich alle Saisonkämpfe gewinnen?, klagt Salam Kachaev untröstlich. Denn gegen den Viernheimer Steven Gottschling musste er seine erste Niederlage einstecken. Und die war gleich doppelt bitter. Denn der 66-Kilo-Ringer, der diesmal sogar eine Gewichtsklasse höher eingesetzt wurde, führte bereits mit 8:0, ehe er schließlich auf den Schultern landete.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der erst 19-jährige Dagestani ein absoluter Glücksgriff für den KSV ist. Mit Kachaev hat der Tabellenführer bisher noch kein Gefecht verloren und steuert zielsicher Richtung zweite Liga. ?Er ist uns schon im letzten Oberliga-Jahr aufgefallen?, verriet der ehemalige sportliche Leiter Roland Wüst, der den Ausnahme-Ringer vor der Runde als Neuzugang aus Weingarten geholt hat. ?Salam ist ein äußerst sympathischer Typ?, betonte Wüst. ?Sehr zurückhaltend und bescheiden.?

Schwächen ausnutzen

Das ändert sind allerdings schlagartig, wenn der Leichtgewichtler auf die Matte geht. Dann wird er zum hungrigen Tiger, der jede noch so kleine Schwäche seines Gegners gnadenlos ausnutzt. ?Er ist ein Super-Techniker, weiß immer genau, wann er angreifen muss und zieht jede Aktion hundertprozentig durch?, lobt sein Ispringer Trainer Özgür Topcu. ?Wenn Salam einen Arm oder ein Bein zu fassen kriegt, gibt es meistens kein Entkommen.?

Das hat wohl auch ein wenig mit dem bisherigen Leben des 19-Jährigen zu tun, das wie eine Abenteuer-Geschichte klingt. 2012 floh der dagestanische Moslem aus seiner vom Bürgerkrieg erschütterten Heimat, weil er dort wegen seines Glaubens verfolgt wurde. ?Es gab keine andere Möglichkeit. Es ging um mein Leben?, bekennt Kachaev.

Seither läuft sein Asylbewerber-Verfahren in Deutschland. Die erste Anlaufstelle war Karlsruhe. Sportlich kam er zunächst beim Bundesligisten SVG Weingarten unter. ?Aber in Weingarten war er nur einer von vielen. Und keiner hat sich so richtig um ihn gekümmert?, weiß Topcu, der Kachaev sogar einige Monate im eigenen Haus wohnen ließ, bis dieser in die Soziale Gemeinschaftsunterkunft/Langenalb umziehen musste.

Wohlfühlfaktor

?Unser Verein hat ihn dort mit Hilfe des Pforzheimer Ausländeramts so schnell wie möglich rausgeholt?, erzählt der KSV-Coach, dessen Meisterschüler jetzt nur noch 500 Meter Luftlinie von der Ispringer Halle entfernt in einem Gasthaus untergebracht ist. ?Hier hat er alle Freiheiten, kann nach Herzenslust trainieren und alle anderen Dinge abwarten?, freut sich Topcu. Auch sein Schützling genießt den Wohlfühlfaktor im Kämpfelbachtal.

?Ich bin dankbar, was Trainer und Verein für mich getan haben?, versichert der 19-Jährige und zahlt Woche für Woche durch starke Leistungen zurück. Nur mit einem speziellen Gegner hat Kachaev noch immer hart zu kämpfen. ?Deutsche Sprache, schwere Sprache?, sagt er und fügt auf russisch hinzu. ?Aber auch daran arbeite ich.?

Autor: Peter Hepfer

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