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Die Belohnung für einen anstrengenden Aufstieg: Über den Wolken scheint die Sonne.

Unser Erlebnis am Mount Taranaki (oder auch Mt. Egmont) beweist einmal wieder, dass es sich immer lohnt, auf den Berg zu gehen. Der 2518 m hohe Vulkan steht nahe der Küste von New Plymouth mitten im flachen Land und bietet einen gigantischen Anblick. Normalerweise. Als wir zum Startpunkt des Summit-Tracks fuhren, hingen die dicken Regenwolken sehr tief und wir konnten den Berg noch nicht einmal erahnen. Die Wetteraussichten am nächsten Tag sahen leider ähnlich aus. `Eventuell klart es am Nachmittag auf, aber eher unwahrscheinlich. Außerdem sind es am Gipfel -12°C, also nehmt regendichte und warme Sachen mit!`, so war die Aussage am Infocenter.

Die Ausrüstung war kein Problem, also wagten wir am nächsten Morgen die Wanderung ? und hatten Glück. Nach gut der Hälfte unserer Tour kamen wir durch die Wolkendecke in die Sonne. Ein Anblick wie aus dem Flugzeug entschädigte uns für den anstrengenden Aufstieg durch Lavageröll. Nach 5 Stunden klettern im Fels und rutschen im Geröllfeld war der Zustieg in den mit Eis bedeckten Krater eine Erleichterung und die letzten Höhenmeter bald geschafft. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen und unsere Daunenjacken waren mehr als angebracht. Belohnt wurden wir am Gipfel mit einer atemberaubenden 360° Aussicht. Mittlerweile war es tatsächlich aufgeklart und wir konnten bis zum Meer auf der einen Seite und bis zum Zentralen Vulkanplateau auf der anderen Seite schauen.

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Im Krater des Mount Egmont (2518 m)

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Erst auf der Weiterfahrt bekamen wir die volle Größe des Berges zu sehen

Um noch mehr Vulkane zu sehen entschieden wir uns, den Weg Richtung Tongariro National Park einzuschlagen. Auf der Weiterfahrt war das Wetter deutlich besser und wir hatten doch noch eine tolle Sicht auf den Mount Egmont. Vermutlich war es besser, ihn vorher nicht gesehen zu haben, wer weiß, ob ich mir den Aufstieg auf diesen imposanten Vulkan zugetraut hätte.

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Mitten in Neuseeland plötzlich Grenzkontrollen?

Ein Straßenschild auf dem Weg zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir würden jetzt die Republik Whangamomoana betreten, hieß es da. Des weiteren solle man sich doch bitte beim Grenzposten melden, bzw. wenn dieser nicht besetzt sei, im Hotel der gleichnamigen Hauptstadt. Hätte ich nicht kurz vorher einen Bericht über diesen ?Kleinstaat? gelesen, wir hätten uns doch sehr gewundert. Wir sind schon an den Humor der Neuseeländer gewöhnt und so machen wir den Spaß mit: Im Hotel lassen wir ordnungsgemäß unsere Reisepässe abstempeln und sind sehr willkommen. Lachend versichert die Bedienung/Grenzbeamtin, dass sie doch mehr Bier ausschenkt, als Pässe kontrolliert, aber das dennoch der Lieblingsteil ihres Tages sei. Tatsächlich erklärte sich der kleine Ort im Jahre 1989 selbst zur Republik. Wie ernst diese Erklärung jemals war, wissen wir nicht, jedoch wird heute augenzwinkernd auf die Ernsthaftigkeit bestanden. Zum berühmten Jahrestag kommen tausende Besucher, was wohl das eigentliche Ziel des Ganzen ist.

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Die Emerald-Lakes im Tongariro National Park. Alleine wegen dieser Ansicht lohnt sich die 20 km lange Wanderung schon.

Mitten auf der Nordinsel liegt, wie der Name schon erahnen lässt, das zentrale Vulkaplateau. Wie aus dem Nichts tauchen die über 2500 Meter hohen Bilderbuchvulkane aus dem Wald- und Weideland auf. Der Tongariro Nationalpark wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Wir wollen das berühmte Tongariro-Alpine-Crossing in Angriff nehmen und starten morgens bei Sonnenaufgang zur 19 km langen Wanderung durch aktives Vulkangebiet und einmal über das Plateau.

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Tongariro-Alpine-Crossing (mit Blick auf den Mt. Ngauruhoe)

Wir hatten nicht erwartet wie beim Mount Egmont fast alleine unterwegs zu sein, aber mit so einem Massenansturm hatten wir nicht gerechnet. Schon morgens um 7 waren geschätzt mehrere hundert Leute in 2er oder 3er Gruppen auf dem ausgetretenen Pfad unterwegs. Man sagte uns, festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung wären Voraussetzung für diese Tour. Scheinbar hatten über die Hälfte der Wanderer in einfachen Turnschuhen und Leggings andere Informationen als wir. Geschafft haben sie die Wanderung bestimmt auch, aber bei plötzlichem Wetterumschwung wäre die Tour im Gebirge kein Spaß mehr gewesen.

Verstehen können wir den Ansturm auf die Route allerdings schon, denn gerade bei so strahlendem Sonnenschein leuchten die Seen zwischen dem bunten Vulkangestein besonders. Hier und da dampft es und der Schwefelgeruch nimmt die letzten Zweifel daran, dass man sich nur eine dünne Erdschicht über heißer Lava befindet.

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Neuschnee auf den Gipfeln des Mount Ruapehu

Von der Hauptroute aus kann man noch verschiedene Abstecher machen. Unter anderem auf dem Mt. Ngauruhoe. dem Vulkan in perfekter Kegelform der jedem Herr der Ringe Fan als ?Schicksalsberg? bekannt sein sollte. Tatsächlich drehte Peter Jackson die Teile der Trilogie und auch einige Szenen von ?Der Hobbit? hier auf dem Plateau, worauf die Einwohner extrem stolz sind.

Der Mount Ruapehu ist mit 2797 m der höchste Gipfel der Nordinsel. Der Vulkan gilt immer noch als aktiv und macht gelegentlich mit leichten Erdbeben auf sich aufmerksam, auch wenn er das letzte Mal im September 2007 ausgebrochen ist und die heutige Bergkette formte.

Bis die um den Berg angelegten Skilifte ihren Betrieb aufnehmen ist es zum Glück für uns noch etwas Zeit, doch der erste Neuschnee auf dem Gipfeln lässt schon erahnen, dass der Winter nicht mehr unendlich weit weg ist.