In den USA können Microsoft-Kunden bald mit der virtuellen Währung Bitcoin einkaufen. Die neue Regel gilt aber nur für digitale Produkte wie Xbox-Spiele, Musik oder Apps.

Ein Mann kauft Bitcoins an einem Geldautomaten in Boston.

Ein Mann kauft Bitcoins an einem Geldautomaten in Boston.   |  © Steven Senne/AP Photo/dpa

Microsoft will sich an die Spitze des Bitcoin-Trends setzen: Das Unternehmen akzeptiert in den USA künftig die virtuelle Währung im Windows Store und auf der Spielekonsole Xbox. Microsofts US-Kunden können mit Bitcoin allerdings nur digitale Güter wie Spiele, Musik, Videos oder Apps für die Xbox kaufen. Die Bitcoin-Summe wird vor dem Kauf in Dollar umgerechnet, pro Tag darf ein Kunde höchstens 1.000 Dollar in Bitcoin ausgeben.

Die Nutzung virtueller Währungen nehme zu, sagte Microsoft-Manager Eric Lockard. Es gebe zwar noch keinen generellen Trend, dennoch werde Bitcoin nicht mehr nur von „Enthusiasten“ benutzt. Microsoft wolle mit der Akzeptanz der virtuellen Währung Vorreiter sein.

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Dabei nimmt das Unternehmen die Bitcoins gar nicht selbst entgegen. Microsoft arbeitet stattdessen mit dem Dienstleister BitPay zusammen, der die Bitcoins zum aktuellen Kurs in Dollar umwandelt. Die jeweilige Summe wird dann dem Microsoft-Konto des Nutzers gutgeschrieben, wie Microsoft in einem Blogeintrag erklärt. So verhindert Microsoft, auf Bitcoins sitzen zu bleiben, wenn diese mal wieder stark im Wert fallen. Mehr als den Gegenwert von 1.000 US-Dollar kann man sich pro Tag nicht gutschreiben lassen.

Ein unbekannter Programmierer hatte Bitcoin 2009 entwickelt. Die virtuelle Währung wird als Antwort auf die Finanzkrise verstanden, weil es sich um eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten unabhängige Währung handelt. Das virtuelle Geld wird durch komplexe Verfahren berechnet; der Wechselkurs zu echten Währungen schwankt stark.

Wie kann ich Bitcoins nutzen?

Auf dem Rechner muss ein sogenannter Client installiert werden, ein Programm zum Verwalten der Währung. Beispielsweise Multibit, Electrum oder Armory. Es gibt sie auch für Android-Smartphones. Um ein Konto zu eröffnen, braucht es keine persönlichen Angaben.

Das Programm erzeugt eine Datei namens Wallet, die Geldbörse. Außerdem kreiert es einen öffentlichen und einen geheimen Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel dient als Adresse und sieht beispielsweise so aus: 1EQodj2MkD6iL5X4MZ7Pc6kWMArF7moW6E. Ihn gibt der Nutzer wie eine Kontonummer demjenigen, mit dem er handeln oder von dem er Bitcoins empfangen will.

Der geheime Schlüssel ist besser nur dem Nutzer bekannt. Mit ihm weist er sich im Bitcoin-Netzwerk aus. Der geheime Schlüssel ist nötig, um Bitcoins verschicken zu können. Das geht genauso einfach wie Onlinebanking. Wird der geheime Schlüssel allerdings ausgespäht, kann das Konto leergeräumt werden. Wer Bitcoins nutzen will, muss sich also damit beschäftigen, solche Schlüssel sicher zu verwahren und zu nutzen. Bitcoin ist nur eine von vielen Kryptowährungen. Alternativen wie Litecoin, Peercoin oder Dogecoin funktionieren aber ähnlich.

Woher bekomme ich Bitcoins?

Der einfachste Weg ist, sie zu kaufen. Spezielle Börsen bieten aktuelle Tauschkurse und verkaufen Bitcoins gegen eine Gebühr. Mehr zu den ersten Schritten steht hier. Wer Bitcoins in Dollar, Euro oder Yen umtauschen will, kann das ebenfalls über diese Börsen tun. Auch das kostet selbstverständlich Gebühren. Manche Anbieter laden das eingewechselte Geld auf Debitkarten. Deren Guthaben kann sich der Besitzer dann an Bankautomaten auszahlen lassen oder gleich einen speziellen Bitcoin-Automaten nutzen. Andere überweisen es.

Der zweite Weg ist, Bitcoins selbst zu erzeugen, Mining genannt. Die Kapazität des eigenen Rechners wird dabei über das Internet zur Verfügung gestellt. Viele Rechner zusammen erledigen gemeinsam komplexe Rechenaufgaben. Als Ergebnis werden Bitcoins geschaffen und anschließend unter den beteiligten Rechnern verlost. Zum Geldverdienen taugt das nur bedingt. Die Aufgaben sind so komplex, dass ein handelsüblicher Rechner allein dazu mehrere Jahre brauchen würde. Wer will, kann sich spezialisierte Mining-Rechner mieten oder kaufen.

Was sind die Probleme?

Bitcoins sind eine neue Idee. Wie alle neuen Ideen stellen sie bewährte Systeme infrage und werfen technische, aber auch viele rechtliche Probleme auf. So gelten sie nicht als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist nicht einmal klar, ob sie juristisch Eigentum sind. Denn sie lassen sich nicht wirklich stehlen ? der „Dieb“ späht lediglich einen Codeschlüssel aus und tätigt damit eine Überweisung.

Technisch ist es unmöglich, Zahlungen rückgängig zu machen, das System verhindert, dass der Sender sie wie eine Überweisung stornieren kann. Für Käufer bedeutet das ein höheres Risiko als bei bisherigen Systemen, für Verkäufer ein geringeres. Da die Identität bei Überweisungen verschleiert werden kann, nutzen Kriminelle Bitcoins, beispielsweise um Steuern zu hinterziehen. Die amerikanische Finanzbehörde beobachtet die Währung daher, um Geldwäsche zu verfolgen.

Wirtschaftlich ist ungeklärt, wie sich die begrenzte Geldmenge auswirkt und welche Effekte das auf Handelskurse hat. Große Tauschbörsen wie Mt. Gox mussten inzwischen Insolvenz anmelden; der Verlust beziffert sich auf mehrere Millionen Euro.

Virtuelle Währungen wie Bitcoin unterliegen praktisch keiner behördlichen Regulierung. Mehrere Länder haben deswegen vor deren Risiken gewarnt, da Nutzer im Betrugsfall nicht vor Verlusten geschützt sind. Auch die Pleite einer der wichtigsten Bitcoin-Börsen, Mt.Gox, hat das Vertrauen in die Währung getrübt. Das Unternehmen verlor nach eigenen Angaben bei einem Hackerangriff virtuelles Geld im Gesamtwert von mehreren Hundert Millionen Euro.