Ein deutscher Forschungsrechner ist aus der Liste der zehn schnellsten Supercomputer verdrängt worden ? von einem System der US-Regierung, dessen Standort geheim ist.
In der neuen Liste der 500 schnellsten Supercomputer der Welt ist zum dritten Mal das chinesische System Tianhe-2 der National University of Defense Technology (NUDT) der Spitzenreiter. Mit 33,86 Petaflops im sogenannten Linpack-Benchmark, also Billiarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde, ist er weiterhin fast doppelt so schnell wie der zweitplatzierte Rechner Titan des US-Energieministeriums. Da die Werte identisch mit denen der letzten Liste sind, ist davon auszugehen, dass die Betreiber die aufwendigen Tests nicht neu durchgeführt haben. Das ist wohl erst dann wieder nötig, wenn ein anderer Rechner die Rangfolge durcheinander bringt.
Das ist jedoch bisher nicht abzusehen, denn unter den zehn schnellsten Rechnern gibt es nur auf dem letzten Platz einen Neuzugang mit 3,14 Petaflops. Die Maschine wird von der US-Regierung betrieben, ist von Cray gebaut worden und befindet sich ? so die Ersteller der Liste ? „an einem nicht bekanntgegebenen Ort“. Das lässt viel Raum für Spekulationen, die in Richtung von Geheimdiensten und Militär gehen dürften.
Dieser neue Rechner verdrängt damit den Forschungscomputer SuperMUC des Leibniz Rechenzentrums bei München vom zehnten Platz der Top500-Liste. Frühestens 2016 soll die LRZ-Maschine aber einen Nachfolger mit über 100 Petaflops erhalten. Deutschland kann sich mit Platz acht für den Juqueen des Forschungszentrums Jülich aber auch jetzt noch in den Top 10 halten. Schnellster Europäer ist weiterhin die Maschine Piz Daint aus der Schweiz.
Unter allen 500 vermessenen Rechnern gibt es nun 62, die mit sogenannten Beschleunigerkarten auf Basis von GPUs arbeiten, in den Top 10 sind es sogar gleich vier. Auch die schnellste Maschine, Tianhe-2, ist mit den Beschleunigern vom Typ Xeon Phi von Intel ausgerüstet. In der letzten Liste vom November 2013 gab es nur 53 Anlagen mit Beschleunigern.
Marktführer im Bereich der Rechen-GPUs für Supercomputer ist aber weiterhin Nvidia mit 44 Maschinen, 17 Rechner arbeiten mit Intel-Karten und nur zwei mit AMD-Beschleunigern. Auch bei den Hauptprozessoren ist AMD ins Hintertreffen geraten, sie laufen nur noch in sechs Prozent der Rechner, vor einem halben Jahr waren es noch neun Prozent. Acht Prozent der Supercomputer werden von IBMs Power-CPUs angetrieben. So wie Nvidia bei den GPUs, ist Intel bei den CPUs folglich weiterhin Marktführer, Xeons stecken in über 85 Prozent der Maschinen.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen unter den Herstellern der gesamten Anlagen liefern sich weiterhin HP und IBM, derzeit steht es 36 zu 35 Prozent. IBM stellt schon länger viele Supercomputer her, die nicht mit den eigenen Power-CPUs, sondern mit Xeons laufen. Einer davon ist der SuperMUC des LRZ. Drittgrößter Anbieter in der Top500-Liste ist Cray mit zehn Prozent Anteil.
Erschienen auf golem.de
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