Das Leben in der Großstadt kann trotz all der Menschen einsam sein. Citysocializer will sie zusammenbringen ? und das Onlinenetzwerk in die reale Welt holen.
Nirgends ist es so einfach, wie in New York, alleine zu sein. Zwar drängen sich hier mehr als acht Millionen Menschen auf engem Raum. Doch wenn man durch die Straßen zieht, lassen sie einen in Ruhe. Wer will, aber auch wer nicht will, bleibt unbemerkt. Vor allem Neuankömmlingen macht es die Stadt deshalb schwer.
Zu den ersten Hürden zählt es, Kontakte zu knüpfen und Bekanntschaften zu schließen. Nicht ohne Grund tummeln sich viele deutsche Wahl-New-Yorker in Facebook-Gruppen und schauen dort nach anderen einsamen Deutschen, mit denen sie sich dann gemeinsam auf die Suche nach einem Döner machen.
Wer es ein bisschen internationaler will, für den gibt es Citysocializer. Die App soll einsame New Yorker Herzen für Freizeitbeschäftigungen aller Art zusammenbringen. Denn das Problem in New York ist nie, dass es nicht genug zu tun gibt, sondern eher, dass es einiger Anstrengung bedarf, Menschen zu finden, mit denen man es tun kann. Aber nicht nur in New York sorgt Citysocializer für mehr reale Geselligkeit, inzwischen gibt es die App auch für Dutzende andere Städte wie Aachen, Berlin oder Zürich.
Izabela meint es ernst ? sie organisiert die Hälfte aller Events in meinem Feed
Anders als etwa bei Meetup tritt man hier keinen Gruppen bei, sondern einzelnen Events. Izabela etwa will zum Rooftop Wednesday in eine Bar auf der 13. Straße. Kurz vor Feierabend haben immerhin sieben weitere Menschen zugesagt. Darunter ist auch Nick aus Griechenland, der sich laut Kurzprofil immer freue, neue Leute zu treffen. Am frühen Sonntagnachmittag könnte ich mit einer Gruppe von Socializern zum Brunch auf der Madison Avenue, am Montagabend gäbe es Drinks und Live-Musik im B Flat in Downtown Manhattan mit Sukruti und anderen.
Izabela hat gerade ihren Master gemacht, erzählt sie beim ersten Treffen auf dem Food-Festival Smorgasburg in Williamsburg. Jetzt will sie umschwenken und Projektmanagerin werden. Die passenden Erfahrungen und Kontakte hofft sie auf Citysocializer zu finden. Und sie meint es ernst: Rund die Hälfte aller Veranstaltungen in meinem Feed organisiert sie.
Die App hat mehr als 500.000 Nutzer
Die Gruppe, die ihrem Ruf nach Williamsburg gefolgt ist, ist bunt: Sie kommen aus San Francisco, Los Angeles oder Miami, aus der Dominikanischen Republik oder aus Fernost. Sie sind zwischen 20 und 30, Jura-Studenten, Finanzbroker und Fitnesstrainer. Gemeinsam ist ihnen nur eins: Fast alle sind erst vor wenigen Wochen oder Monaten in die Stadt gekommen und suchen per Citysocializer den ersten Anschluss.
Gestartet hat die App die ehemalige BBC-Produzentin Sanchita Saha. Anfangs hieß sie noch Citysocialising, bestand nur aus einer Web-Anwendung und existierte ausschließlich in London. Vor zwei Jahren änderte sie den Namen in Citysocializer und machte aus dem Onlinenetzwerk eine App. Inzwischen hat sie deutlich mehr als 500.000 Nutzer.
Wen man nach dem ersten Treffen im echten Leben noch mag ? oder schon davor sympathisch findet ? und gerne auch bei anderen Veranstaltungen wiedersehen will, den kann man als Freund hinzufügen. Es dauert etwas, die alten Gewohnheiten der Dating-Apps abzulegen und mögliche Mit-Socializer nicht einfach wegen der falschen Optik oder des „falschen“ Geschlechts wegzuwischen. Beim nächsten Mal geht es dann vielleicht ohnehin schon ohne App: Am Ende des Treffens in Williamsburg jedenfalls tauschen die meisten einfach ihre Telefonnummer aus.
Citysocializer ist kostenlos für iOS. Wer selbst mehrere Events hosten will, der muss jedoch auf den Premium-Dienst für 5,99 Euro im Monat umsteigen. Mitarbeit: Philipp Hassemer