Das Netz beobachtet die CIA schon seit vielen Jahren sehr genau. Nun aber startet sie auch offizielle Accounts bei Twitter und Facebook. Und wird sofort getrollt.
Die CIA ist nun auch bei Twitter und bei Facebook. Das meint, um gleich den ersten Witz vorweg zu nehmen, dass sie nun endlich auch einen offiziellen Account bei den beiden Plattformen besitzt ? bei Twitter und Facebook ist sie nämlich schon viel länger. Spätestens seit 2011 ist bekannt, dass der amerikanische Geheimdienst die sozialen Netzwerke systematisch auswertet.
Der Facebook-Account zeigt bislang nur ein Titelbild und ein zweites Foto zum Gedenken an den D-Day. Das und das Datum der Accounteröffnung ? eben der Tag der Landung in der Normandie ? könnten so verstanden werden, dass die Spione bei Facebook nun auch einen Brückenkopf errichten, um das Netzwerk zu erobern. Das kann man lustig finden, muss man aber nicht.
Unter @CIA gibt es nur zwei Tweets zu sehen, die sich ebenfalls in so etwas wie Humor versuchen. Der erste zitiert einen Satz, der in den USA unter dem Ausdruck „Glomar“ bekannt ist und lautet: „We can neither confirm nor deny that this is our first tweet.„
We can neither confirm nor deny that this is our first tweet.
? CIA (@CIA) 6. Juni 2014
Übersetzt: Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass das unser erster Tweet ist. We can neither confirm nor deny ist seit den siebziger Jahren die Standardantwort amerikanischer Behörden auf Fragen, die sie einfach nicht beantworten wollen.
1974 versuchte die CIA, das gesunkene sowjetische Raketen-U-Boot K-129 zu heben und hatte dazu ein Schiff namens Glomar Explorer bauen lassen. Im Jahr darauf wollte die Los Angeles Times einen Artikel über das Unternehmen veröffentlichen und stellte der Behörde und der Regierung entsprechende Fragen. In dem Versuch, die Story zu verhindern, lehnte die CIA jede Stellungnahme ab und nutzte dazu erstmals den Ausdruck neither confirm nor deny. Seitdem heißt er nach dem Schiff Glomar-Response. Mehr zur Geschichte dieses Satzes gibt es hier.
Der zweite Tweet, sechs Stunden nach dem ersten gesendet, ist ebenfalls eine Anspielung, allerdings eine weitaus aktuellere. „Thank you for the @Twitter welcome! We look forward to sharing great #unclassified content with you.“ Danke für die Begrüßung auf Twitter. Wir freuen uns darauf, großartige nicht-geheime Inhalte mit Euch zu teilen. Eindeutig eine Anspielung auf den Whistleblower Edward Snowden und die NSA-Dokumente, die er veröffentlichte.
Thank you for the @Twitter welcome! We look forward to sharing great #unclassified content with you.
? CIA (@CIA) 7. Juni 2014
Der Rest klingt etwas weniger lustig. In der Selbstbeschreibung schreibt der Geheimdienst, er sei die „erste Verteidigungslinie des Landes“. „Wir vollbringen, was andere nicht vollbringen können und gehen dahin, wo andere nicht hingehen können.“
Allzu viel Einblick in die Arbeit der Spione wird es wohl nicht geben. In der Pressemitteilung hieß es, man werde „Fotos, Gedanken zur Geheimdienstgeschichte und lustige Tatsachen aus dem CIA World Factbook“ präsentieren. Außerdem solle es Stellenausschreibungen und Einblicke in das CIA-Museum geben, das für die Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich ist.
Cleveland Institute of Art (CIA)
Dass es so lange dauerte, bis die CIA einen Twitter-Account eröffnete, liegt wohl auch daran, dass der Name @CIA bislang bei Twitter besetzt war. Er gehörte dem Cleveland Institute of Art, das mit der gleichen Abkürzung geschlagen ist, wie der Geheimdienst. Die CIA habe bei Twitter interveniert, zitiert NBC einen Sprecher und den Account für sich beansprucht.
Das Kunstinstitut hatte kein Problem damit, sie wurden wohl immer mal wieder für Spione gehalten, was ihnen nicht gefiel, wie die Washington Post schreibt.
Der Account bekam sofort viel Aufmerksamkeit. Inzwischen hat er mehr als 300.000 Follower. Vor allem aber gibt es inzwischen unzählige Witze und sarkastische Bemerkungen im Netz.
„Ich zweifle ernsthaft daran, dass die CIA nur 25 Leuten folgt“, schreibt beispielsweise Jason Gay vom Wall Street Journal.
Seriously doubt the @CIA is only following 25 people.
? Jason Gay (@jasonWSJ) 6. Juni 2014
Und die CIA erlebte auch gleich, was es heißt, im Netz getrollt zu werden. Die Zeitschrift New York Review of Books twitterte an die CIA gerichtet diverse Auszüge aus einem in der Zeitschrift erschienenen Artikel von 2009 über die Foltermethoden der CIA: „US Torture. Voices from the Black Sites“.
1.3.3 Beatings by use of a collar 1.3.4 Beating and kicking 1.3.5 Confinement in a box 1.3.6 Prolonged nudity @CIAhttp://t.co/iVWN7NVTrV
? NY Review of Books (@nybooks) 6. Juni 2014
Die Tweets beschrieben Arten, mit denen in den geheimen Gefängnissen des Dienstes Menschen gequält werden.
Die CIA reagierte darauf nicht, weder mit einer lustigen Antwort noch mit einem Dementi.