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Runtastic Orbit: Mein Bullshitarmband und ich

Gepostet am Aug 1, 2014

Runtastic bringt einen Activity-Tracker namens Orbit auf den Markt. Der zeigt mir an, dass ich noch lebe. Alle weiteren Werte sind nur grobe Schätzungen.

Runtastic Orbit: Mein Bullshitarmband und ich

Fitnesstracker Orbit von Runtastic  |  © Runtastic

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Für wen ist der Runtastic Orbit gemacht? Für Menschen, die genug Selbstdisziplin haben, sich ständig um ein Gerät zu kümmern, das ihnen zu mehr Selbstdisziplin verhelfen soll. Und etwas spezieller: für Fans der Runtastic-App für Jogger, die zum Laufen nicht länger ihr Smartphone mitschleppen wollen. Für wen ist er nicht gemacht? Für alle, die nach einem Training auch ohne Computer wissen, ob es intensiv war. Was wäre eine geeignete Alternative? Ein Sportverein.

Runtastic steigt in den Markt für Fitness-Armbänder ein. Die österreichische Firma ist bekannt für ihre Fitness-Apps. Aber wer damit sein Training aufzeichnen will, muss sein Smartphone mit dabei haben. Mit einem Tracker, der das überflüssig macht, ist Runtastic nun spät dran: Andere steigen schon wieder aus dem Hardware-Geschäft aus. Runtastic aber verkauft seit heute das Modell Orbit, einen Activity-Tracker für rund 120 Euro. 

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Der Orbit hat einen Bewegungssensor und einen Umgebungslichtsensor, aber kein GPS-Modul. Er soll Schritte und zurückgelegte Distanzen zählen, den Kalorienverbrauch berechnen und Schlafgewohnheiten protokollieren. So weit, so bekannt von anderen Herstellern. Aber was bedeutet der Orbit für das Runtastic-Ökosystem aus den verschiedenen Apps für verschiedene Aktivitäten, persönlichem Profil und Hardware?

Tag 1 des Tests

Es ist Donnerstagabend gegen 23 Uhr, als ich den Orbit auspacke und anlege. Äußerlich ist das Gerät unspektakulär, mit seinem flachen Korpus und dem wahlweise schwarzen oder farbigen Plastikarmband sieht es wie eine billige Armbanduhr aus.

Alternativ kann man den Orbit ohne Armband am Gürtel oder an der Kleidung befestigen. Auf einem fingernagelgroßen Display zeigt er Uhrzeit, Schrittzahl, verbrannte Kalorien und „aktive Minuten“ an. Letztere sind eine Maßeinheit, die sich Runtastic ausgedacht hat. Sie basiert auf der Geschwindigkeit, mit der ich mich bewege. Übersteigt sie eine gewisse Schwelle, wird eine Minute als „aktive Minute“ gewertet. 

In der dazugehörigen App Runtastic Me soll ich meine Aktivitäten nachvollziehen und analysieren können. So einfach war das alles im Test aber nicht. Erstens aus technischen Grünen: Runtastic hatte bei der Übergabe des Geräts darauf hingewiesen, dass die Android-Version der Me-App noch nicht so ausgereift sei wie die iOS-Version. Bis zum Verkaufsstart solle sich das aber ändern. Ich jedenfalls hatte zunächst große Probleme mit der Android-App.

Zweitens ist das Runtastic-Ökosystem durch den Orbit und die Me-App ziemlich kompliziert geworden. Der Orbit kann derzeit nur Geh- und Laufbewegungen erfassen. Wer eine andere Sportart treibt oder den Orbit wegen der Verletzungsgefahr etwa bei Mannschaftssportarten ablegt, muss selbst zum Activity-Tracker werden: Entweder startet man eine der vielen Runtastic-Apps für bestimmte Aktivitäten. Was man dort protokolliert, landet wiederum im persönlichen Profil, das man auf der Website runtastic.com einsehen und bearbeiten kann. Vom Runtastic-Server werden die Daten in die Me-App für den Orbit synchronisiert. Und von der Me-App dann in den Orbit, wo sie in Form von verbrannten Kalorien und „aktiven Minuten“ auftauchen. 

Oder aber man fügt eine Trainingseinheit manuell auf der Website hinzu, mit Schätzwerten zu Dauer, Pausen, Intensität. Dann soll wieder die Synchronisationskette beginnen. Soweit die Theorie.

Den ersten Praxistest mache ich noch am Abend mit einer Runtastic-App namens Six Pack. Drei Bauchmuskelübungen mit jeweils drei Sätzen. Die Smartphone-App zeigt, was ich tun soll und wann ich Pause machen darf. Dazu muss ich das Smartphone allerdings irgendwo platzieren, wo ich es auch im Liegen sehen kann. Mein erster Eindruck: die App an sich ist völlig überflüssig. Wiederholungen zählen kann ich alleine, und mehr als meine (analoge) Armbanduhr brauche ich nicht, um die Pausen zu steuern. Außerdem kann ich natürlich schummeln, die App kann meine Bewegungen ja nicht messen.

Der Orbit aber kann es auch nicht, wie ich feststelle. Sit-ups sind eben keine Gehbewegung. Nur: Wie bekomme ich die kleine Trainingseinheit jetzt in meine Orbit-Tagesstatistik? Eine Synchronisation zwischen der Six-Pack-App und der Me-App findet jedenfalls nicht statt. Ob ich etwas falsch gemacht habe oder ob die Technik versagt, weiß ich nicht.

Ich gehe einigermaßen enttäuscht ins Bett. Zuvor versetze ich den Orbit mit einem langen Druck auf die einzige Taste in den Schlafmodus.

Tag 2

Nach einer phasenweise etwas unruhigen Nacht versichert mir die Me-App, dass ich ganz vorzüglich geschlafen habe. 94 Prozent der vergangenen sieben Stunden soll ich im Tiefschlaf verbracht haben. Ich betrachte das als nett gemeinten Versuch, mir einzureden, ich sei jetzt wach und ausgeruht. An anderen Tagen ist es umgekehrt: Phasen, die ich glaubte, im Tiefschlaf verbracht zu haben, zeigt die App als Wachphasen an.

Im Laufe des Tages schaue ich ein paar Mal auf den Orbit. Der Schrittzähler etwa zeigt bis 16 Uhr rund 5.200 an. 8.000sind das von Runtastic voreingestellte Ziel. Ich brauche also nicht mehr als die gerade eben notwendigen Schritte zur Arbeit und zurück, sowie den einen oder anderen Gang in die Küche, um als hinreichend aktiver Mensch zu gelten. Das finde ich ein bisschen beruhigend, aber auch nicht gerade weltbewegend.

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