Das niederländische Start-up Blendle kommt mit seiner App nach Deutschland. Die Nutzer zahlen für einzelne Zeitungsartikel, bei Nichtgefallen gibt es das Geld zurück.
Der niederländische Onlinedienst Blendle, bei dem die Nutzer einzelne Artikel aus Zeitungen und Magazinen kaufen können, kommt nach Deutschland. Zum Auftakt sind 37 Publikationen mit dabei. Dazu gehören Tages- und Wochenzeitungen wie die Süddeutsche Zeitung, die Welt, DIE ZEIT und der Spiegel, sowie Magazine wie 11 Freunde, Cicero oder Neon.
„Wir glauben, dass Menschen grundsätzlich durchaus bereit sind, kleinere Beträge für Inhalte im Netz zu bezahlen, wenn man es ihnen einfach macht“, sagt der Mitgründer und Geschäftsführer Marten Blankesteijn. Das habe sich etwa auch bei den Musikdownloads auf Apples iTunes-Plattform gezeigt.
Blendle war im Frühjahr 2014 in den Niederlanden gestartet und gewann dort bisher über 300.000 Nutzer. Sie kaufen im Schnitt 10 bis 15 Artikel pro Monat, sagte Blankesteijn. Etwa zwei Drittel der Kunden seien im Alter von unter 35 Jahren. Das ist eine Zielgruppe, die für Printmedien schwieriger zu erreichen ist.
Die Nutzer können bei Blendle Ausgaben der Medien Seite für Seite durchblättern, lesbar sind dabei allerdings nur die Überschriften. Möchten sie den gesamten Artikel lesen, müssen sie zahlen. Der Preis wird von den Verlegern selbst festgelegt und ist in der Regel nach der Textlänge gestaffelt. So will etwa die New York Times 19 Cent pro Artikel haben und der Economist verlangt 79 Cent für längere Texte.
Geld-zurück-Garantie
War der Leser mit einem Artikel unzufrieden, bekommt er das Geld zurück, sagt Blankesteijn. „Heute haben viele Artikel reißerische Überschriften und einen schwachen Inhalt ? aber bei den Medien gilt die hohe Zahl der Klicks trotzdem als Erfolg, auch wenn die Leser unzufrieden sind“, kritisiert er. Mit solchen Daten von Blendle bekämen die Medien ein ehrliches Feedback. Öffentlich sichtbar werden die Informationen über Artikelrückgaben aber nicht sein und es werde Einschränkungen geben, wie oft ein Nutzer einen Kauf reklamieren könne.
Die Medien erhalten zudem anonymisierte Informationen über ihre Leserschaft ? etwa den Anteil von Männern und Frauen und die Altersgruppen. Personifizierte Daten sollen in keinem Fall geteilt werden.
In Deutschland sind zum Start auch diverse Regionalzeitungen dabei, etwa die Hamburger Morgenpost, der Kölner Stadt-Anzeiger und die Rheinische Post. Bei den überregionalen Blättern fehlt noch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Verhandlungen seien aber fast abgeschlossen, sagt Blankesteijn. Nutzer können auf der Website zunächst den Zugang zu einem Betatest beantragen. Bis Ende Juli sollen alle Interessenten einen Zugang bekommen.
Für Leser gibt es auch Themenbereiche
Zusätzlich zu den direkten Zugängen zu Inhalten einzelner Medien wird bei Blendle auch eine Auswahl besonders populärer Texte angezeigt. Außerdem gibt es Themenbereiche wie Politik und Wirtschaft, in denen die Artikel von Journalisten ausgewählt werden.
Blankesteijn, selbst ein früherer Journalist, zeigt sich überzeugt, dass sein Start-up die Abomodelle der Medien nicht bedroht: „Es ist eher für die Fälle, in denen ein Leser gern einzelne Artikel kaufen würde, aber sich nicht für das Gesamtpaket interessiert.“ Bisher fiel es den Medien ? auch angesichts der Vielfalt von Gratis-Inhalten im Internet ? eher schwer, Printartikel online zu verkaufen.
Blendle hat den Medienkonzern Axel Springer und die New York Times als Investoren an seiner Seite. Es ist nicht das einzige Angebot dieser Art auf dem deutschen Markt. So startete im Mai der Onlinekiosk Pocketstory, über den ebenfalls einzelne Printtexte aus Zeitschriften, Zeitungen und Büchern gekauft werden können. Die Lesestücke sollen überwiegend zum Preis von 0,39 Euro bis 1,99 Euro angeboten werden. Die Plattform ging zunächst mit Inhalten der Hamburger Verlagsgruppen ZEIT und Spiegel an den Start. Auch der Buchverlag Campus ist dabei.
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