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Drohnen-Racing: Absturz ausdrücklich erwünscht

Gepostet am Jan 28, 2016

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  1. Seite 1 ? Absturz ausdrücklich erwünscht
  2. Seite 2 ? Hoffen auf den E-Sports-Effekt

Der Weg zur nächsten großen Trendsportart führt offenbar mit viel Bass durch Football-Stadien, durch neonleuchtende Gänge, über spektakuläre Crashs in Zeitlupe hin zu bärtigen Menschen in Kapuzenpullovern, die sich Steele, Flyingbear, Ummagawd und Spaztic nennen und ein gemeinsames Hobby haben: Sie sind sogenannte FPV- oder Drohnen-Racer, die in diesem Jahr in der amerikanischen Drone Racing League an den Start gehen. Geht es nach den Veranstaltern, sind sie Pioniere einer Szene, die es eines Tages mit Wrestling oder Nascar-Rennen aufnehmen könnte.

Das jedenfalls ist die Botschaft, die in dem in dieser Woche gestarteten YouTube-Kanal der Drone Racing League (DRL) vermittelt wird. „Der Sport der Zukunft“, heißt es im offiziellen Trailer, von „Twitch trifft die Formel 1“ ist die Rede und geht es nach CEO Nick Horbaczewski, sollen FPV-Rennen endlich ein echtes „Star Wars-Gefühl“ vermitteln, statt bloß ein Picknick im Park zu sein. Oder anders gesagt: Die Szene soll professioneller werden.

Preisgelder von einer Million US-Dollar

Drohnenrennen sind ein vergleichsweise junges Phänomen, das mit der Verbreitung der Quadcopter einhergeht. Während gewöhnliche Hobbypiloten ihr Flugobjekt im Garten oder über Freiflächen aufsteigen lassen (und dabei hoffentlich die Vorschriften beachten), steht bei den Rennen der Wettbewerb im Vordergrund. Die Copter müssen möglichst schnell durch einen Parcours gesteuert werden, sie sind deshalb meist schneller, wendiger und robuster als die Modelle von der Stange und werden statt auf Sicht aus der Egoperspektive gesteuert. Die Piloten tragen Videobrillen, auf denen die Aufnahmen der Quadcopter-Kamera in Echtzeit übertragen werden ? deshalb auch der Name FPV-Racing: first person view.

Im vergangenen Jahr fanden rund um die Welt Rennen statt. In New York ist eine lebendige Szene entstanden, in Australien entdecken Piloten die Ruinen der Vorstädte und auch in Deutschland wächst das Interesse. Im saarländischen Bexbach fanden Rennen statt und im Herbst gab es in Berlin die erste Dronemasters, bei der Piloten und Enthusiasten zusammenkamen. Die Idee sei spontan aus dem Interesse an der Technik heraus entstanden, sagt Initiator Frank Wernecke im Gespräch mit ZEIT ONLINE, vieles musste improvisiert werden. Das Interesse hat seine Erwartungen übertroffen: „Es war ein privates Event, was sprichwörtlich explodiert ist.“

Bislang waren FPV-Rennen häufig eine eher regionale Angelegenheit, nun gibt es nationale und globale Initiativen. In Los Angeles kam es im Juli zu den ersten National Drone Championships, gesponsert von einem Videobrillenhersteller. Im März startet der World Drone Prix in Dubai, ein Preisgeld in Höhe von einer Million US-Dollar ist ausgelobt. Immerhin 200.000 Dollar gibt es für die Gewinner der Droneworlds auf Hawaii im Oktober. Organisationen und Verbände wie die International Drone Racing Organisation (IDRA) und die World Rotor Sports Association (WRSA) wollen internationale Standards und Regeln etablieren. „Es gibt gerade den Trend, FPV-Racing in ein klassisches Businessmodell zu drängen und eine Wertschöpfungskette aufzubauen“, sagt Wernecke, „die Frage ist immer, welcher Möhre man hinterherrennt und wer sich durchsetzt.“

Bezahlte Piloten und gestellte Technik

Keine Organisation bekam bislang so viel Aufmerksamkeit wie die Drone Racing League, was sicherlich mit dem entsprechen Kleingeld zusammenhängt. Acht Millionen US-Dollar Risikokapital haben die Gründer eingesammelt. Dass zu den Geldgebern auch der Besitzer des Football-Teams Miami Dolphins gehört, ist ein netter Nebeneffekt: Im Dezember trafen sich die Piloten in deren Stadion und ließen ihre Quadcopter sausen ? begleitet von zahlreichen Highspeed-Kameras, die sonst Touchdowns aus allen Perspektiven einfangen. Sechs Rennen sollen in dieser Saison rund um die Welt stattfinden, bevor es schließlich zum großen Finale kommt.

Die Drone Racing League unterscheidet sich in mehreren Aspekten von bisherigen FPV-Rennen. Zum einen ist es keine offene Veranstaltung, für die sich Piloten anmelden oder qualifizieren können. Die Teilnehmer aus den USA, Mexiko, Australien und Brasilien sind bekannte Namen der Szene und werden von der DRL gesponsert und bezahlt. Die besten Piloten kommen weiter und treten beim nächsten Rennen gegeneinander an. Die Veranstalter wollen somit Rivalitäten fördern, die sich im Verlauf der Saison steigern. Die Fans sollen ihre Lieblinge finden und mit ihnen mitfiebern ? ohne Persönlichkeiten kein erfolgreicher Sport.

Zum anderen stellt die DRL das Equipment. Die verwendeten Quadcopter sind eine Eigenentwicklung, die Technik ist vor allem darauf ausgelegt, möglichst gute Videoaufnahmen zu liefern und gleichzeitig auch über große Distanzen hinweg steuerbar zu sein ? nur so können die Copter etwa durch die Katakomben eines Stadions fliegen, während die Piloten im Innenraum hinter ihren Brillen und den Controllern sitzen. Gleiche Hardware garantiert zudem Chancengleichheit, nimmt aber etwas von der Faszination: Bislang waren FPV-Rennen stets eine Präsentation der persönlichen Quadcopter; jeder Pilot war für sein eigenes Fluggerät verantwortlich und wer es gegen die Wand setzte, musste es erst einmal reparieren.

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