Alle paar Jahre treffen sich auf der Solvay-Konferenz führende Denker aus den Gebieten der Physik und Chemie. Das wohl bekannteste Treffen fand 1927 statt: 17 der 29 Teilnehmer, darunter Albert Einstein, Marie Curie und Niels Bohr, besaßen bereits einen Nobelpreis oder sollten ihn später noch verliehen bekommen. Das Bild macht heute im Internet regelmäßig die Runde, denn mehr IQ auf einem einzelnen Foto geht eigentlich nicht.
Kaum einer stellt die Frage, was die Herrschaften eigentlich nach dem legendären Fotoshooting getrieben haben. Vermutlich haben sie vor dem Kamin über Quantenmechanik diskutiert. Vielleicht aber haben sie sich auch heimlich im Hinterzimmer getroffen und sich gegenseitig die Spitzbärte versohlt, um die besten Theorien auszufechten. Frei nach Darwin: Survival of the smartest.
So sieht es jedenfalls in Science Combat aus, einem Browserspiel des brasilianischen Wissenschaftsmagazins Superinteressante, das seit heute auf dessen Website spielbar ist: Acht einflussreiche Denker der Weltgeschichte treten in Retro-Pixel-Optik gegeneinander an und werfen mit ihren Entdeckungen um sich. Mit dabei sind Albert Einstein, Charles Darwin, Nikola Tesla, Isaac Newton, Stephen Hawking, Pythagoras, Marie Curie und Alan Turing.
Darwin wird zum Affen
Freunde von klassischen Beat-‚em-Up-Spielen wie Street Fighter finden sich natürlich sofort zurecht. Gegen den Computergegner wählen die Spieler ihren favorisierten Nerd aus und treten anschließend im Einzelduell oder in einem Turnier gegen die anderen an. Bei letzterem wartet am Ende ein besonderer Endgegner, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Mit den Pfeiltasten und „E“ und „W“ geht es anschließend zu Sache.
Dass Science Combat ein netter Zeitvertreib für die Mittagspause ist, liegt nicht nur an den liebevollen Animationen des Illustrators Diego Sanches. Jeder Wissenschaftler hat nämlich zusätzlich zwei Spezialfähigkeiten, die unmittelbar mit seiner Entdeckung zu tun haben. Darwin etwa durchläuft mit der richtigen Tastenkombination eine kleine Evolution vom Affen zum Menschen. Pythagoras springt buchstäblich im Dreieck und Stephen Hawking schleicht sich durch ein Wurmloch hinter seine Kontrahenten.
Bereits im Februar machte Science Combat im Netz die Runde, als einige der Animationen in Form von Gifs auftauchten. Es ist nicht das erste Mal, dass Superinteressante sein Onlineangebot mit Browserspielen erweitert. Vergangenes Jahr traten auf der Website in Filosofighters bereits Denker wie Nietzsche und Descartes gegeneinander an.
„Street Fighter“ ist beliebtes Remix-Gut
Sowohl Science Combat als auch Filosofighters stehen in der Tradition von Street-Fighter-Parodien, die als Teil der Remix-Kultur regelmäßig im Internet auftauchen. Obwohl das Original bereits 1987 als Automatenspiel erschien, ist der Einfluss bis heute ungebrochen.
Zahlreiche offizielle und nicht-offizielle Crossover, etwa mit der ebenfalls sehr erfolgreichen Mortal Kombat-Serie, finden sich mittlerweile im Netz. Browsergames wie die beiden genannten oder das vor einigen Jahren viel diskutierte Faith Fighter greifen die Mechanik des Klassikers auf und verbinden sie mit neuen Elementen, sei es Religion, Philosophie oder eben Wissenschaft. Der Spezialmove „Hadouken“ hat es zwischenzeitlich zum Meme gebracht.
Auf YouTube gibt es reihenweise Street-Fighter-Parodien, von trollenden Figuren bis hin zu kämpfenden Kätzchen. Und selbst der Soundtrack des Klassikers lässt sich mit aktueller Musik verbinden, wie das kürzlich erschienene Mixtape Marshall vs. Capcom demonstriert. Bei so viel Einfluss auf die Netzkultur ist es eigentlich nur noch eine Frage, bis jemand eine Parodie mit bekannten Internet-Persönlichkeiten erschafft: Wer möchte nicht gerne sehen, wie WWW-Erfinder Tim Berners-Lee und Facebook-CEO Mark Zuckerberg sich wegen der Netzneutralität prügeln?
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