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- Seite 1 ? Bieder ist besser
- Seite 2 ? Das HTC 10 will möglichst nah am Stock-Android sein
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Das taiwanische Unternehmen HTC kann sich in diesen Tagen über viel Presse freuen. Gerade ist seine VR-Brille Vive erschienen, eine Kooperation mit dem US-Spieleentwickler Valve. Mit der Vive möchte HTC seinen Platz in der noch jungen Welt der virtuellen Realität abstecken. Gleichzeitig, das bestätigte HTC-Manager Dan O’Brien im Februar im Gespräch mit ZEIT ONLINE, möchte HTC weiterhin sein Kerngeschäft ausbauen, also Smartphones herstellen.
Die Aussage ist insofern interessant, weil HTC wie viele Android-Hersteller in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Seit Jahren sinken die Geräteverkäufe, vergangenen Sommer kündigte das Unternehmen 2.000 Mitarbeitern. Aufgeben kann und will HTC seine Smartphone-Sparte aber auch nicht, denn im Vergleich zu Konzernen wie Samsung oder Sony hat man nicht genug andere Produkte oder Dienstleitungen im Angebot. Und so hofft HTC eben weiter auf den nächsten großen Wurf.
Das im vergangenen Herbst vorgestellte Smartphone One A9 war jedenfalls keiner. Im Gegenteil, einige Branchenexperten sahen es schon als eine sogenannte Hail-Mary-Aktion, einen letzten Versuch von HTC, das eigene Smartphone-Geschäft zu retten, indem man die Konkurrenz kopiert. Die neue Produktreihe erinnerte nämlich stark an das iPhone. Dabei konnte sich HTC in der Vergangenheit immer mit eigenen, zum Teil hochgelobten Smartphone-Designs auszeichnen. Doch in den letzten Jahren schienen den Designern etwas der Mut und die Ideen auszugehen.
Start einer neuen Reihe
Mit dem HTC 10 soll sich das wieder zum Besseren wenden. Am heutigen Dienstag stellte HTC sein neues Oberklasse-Smartphone vor und geht es nach HTCs Europachef Fabian Nappenbach, dann ist es der Beginn einer neuen Ära. Die Vorgänger, das HTC One M7, M8 und M9, seien eine Trilogie gewesen, die nun zu Ende gehe. Deshalb hieße das neue Modell auch nicht One M10, sondern nur noch HTC 10.
Äußerlich unterscheidet sich das 10 von den Vorgängern in mehreren Details. Das Unibody-Gehäuse wurde ebenso beibehalten wie das gebürstete Metall auf der Rückseite und fühlt sich ebenso wertig und stabil an wie die vorherigen Geräte. Neu sind die geschliffenen Kanten auf der Rückseite, die vor allem in den silber- und goldfarbenen Modellen im richtigen Licht zur Geltung kommen. Beim schwarzen Gehäuse fallen sie erst auf den zweiten Blick auf. Trotzdem ist es ein interessantes, wenn auch dezentes Merkmal.
Stärker verändert hat HTC die Vorderseite: Die Lautsprecher, die in den M-Modellen stets auffällig über und unter dem Display saßen, sind verschwunden. Stattdessen füllt der Bildschirm nun praktisch die gesamte Vorderseite des Gerätes aus. Es gibt wie in den meisten aktuellen Android-Smartphones einen mechanischen Home-Button, der von zwei Displaytasten flankiert wird. Damit folgt das HTC 10 Konkurrenz-Modellen wie Samsungs Galaxy-Serie. Auch der Fingerabdrucksensor steckt nun im Home-Button und nicht mehr an der Seite.
Auch wenn man sie nicht sofort sieht, fehlen die Lautsprecher nicht. Das HTC 10 soll wieder ein „Ghettoblaster in der Hosentasche“ sein, wie Nappenbach während der Präsentation in Berlin sagte, und die hauseigene BoomSound-Technik unterstützen. Zwei Lautsprecher auf der Ober- und Unterseite sollen nicht nur lauten, sondern im Vergleich zu anderen Smartphones auch besonders guten Klang ermöglichen. Ein erster kurzer Test des Technikportals Pocket-lint bestätigt das. Auf Softwareseite will HTC mehrere Anpassungsmöglichkeiten für Musik mitliefern.
Die Rückkehr der Ultrapixel
Mit 5,2 Zoll ist das Display des HTC 10 etwas größer als das von Samsungs Galaxy S7, was im direkten Vergleich aber praktisch nicht auffällt. Die Auflösung ist mit 2.560 mal 1.440 Pixeln gleich hoch. Als Prozessor verwendet HTC den aktuellen Snapdragon 820 von Qualcomm. Vier Gigabyte Arbeitsspeicher und 32 Gigabyte interner Speicher mit der Möglichkeit, ihn mit einer externen SD-Karte zu erweitern, entsprechen HTCs Ambitionen, ein Smartphone mit aktueller Technik herzustellen.
Woran sich die für viele Kunden vermutlich wichtigste Frage knüpft: Gilt das auch für die Kamera? In den vergangenen Modellen hatte HTC nämlich viel experimentiert, konnte aber nie mit absoluten Spitzenkameras glänzen. Im M8 nutzten die Taiwaner noch die eigene Ultrapixel-Technik, im M9 wechselten sie zu einer klassischen Kamera, was für deutlich bessere Bilder sorgte.
Umso überraschender ist es, dass im HTC wieder eine Ultrapixel-Kamera steckt. Man habe die Technik noch einmal grundlegend überarbeitet, erklärt Nappenbach. Man sei nun zuversichtlich, den Nutzern bestmögliche Bilder liefern zu können. Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen soll die 12-Megapixel-Kamera glänzen. Sowohl die Rück- als auch die Frontkamera haben zudem einen Bildstabilisator, der vor allem für ruckelfreie Videos sorgen soll. Es ist nicht die schlechteste Idee im Zeitalter von Livestreams, aber ob die Qualität der Videos an die Konkurrenz heranreicht, müssen Vergleichstests zeigen.