Zuerst kam die Smartwatch Samsung Gear S2 nur in zwei Modellvarianten nach Deutschland: Als Gear Classic und als Gear Sport. Nun startet Vodafone den Verkauf der Gear S2 3G mit eingebauter elektronischer SIM-Karte in zunächst 60 Geschäften in Deutschland. Ob sie was taugt und wie es sich damit telefoniert, hat COMPUTER BILD getestet
Neuland eSIM
Das gab es noch nie: Die Smartwatch hat eine eigene SIM-Karte. Da ein Plastikkärtchen die Uhr größer machen würde und sie damit auch schwieriger wasserdicht zu machen ist, ist die SIM schon drin. Und zwar als so genannte elektronische SIM-Karte, kurz eSIM. Sie kann sich erst dann ins Mobilfunknetz einwählen, wenn der Benutzer sie mit den Daten eines Mobilfunkanbieters bespielt hat. Damit das nicht zu einer Doktorarbeit wird, erledigt man diesen Schritt beim Einrichten der Uhr am Smartphone mit. In der Gear-App auf dem Smartphone (kompatibel mit Android ab 4.3) befindet sich ein Menüpunkt ?Registrieren des eSIM-Profils?. Per Scan eines QR-Codes mit der Handykamera erhält die Uhr die nötigen Daten, etwa Ihre neue Rufnummer. Das ganze lässt sich ? beispielsweise bei einem Anbieterwechsel ? auch wiederholen. Vodafone schließt es nicht aus, garantiert aber auch nicht, dass die Uhr auch mit anderen Netzbetreibern funktioniert.
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Mit der Smartwatch Samsung Gear S2 3G können Sie telefonieren ? ganz ohne Smartphone. Wie das funktioniert, hat COMPUTER BILD sich angesehen.
Haken: Zusatztarif nötig
So einfach, wie man sich das wünschen könnte, ist das mit dem Tarif für die Smartwatch leider nicht. Die denkbar simpelste Lösung wäre ja, einfach den Tarif des Smartphones, mit dem die Uhr verbunden ist, mitzunutzen. Doch genau das ist zumindest bei Vodafone nicht möglich. Die eSIM-Karte für die Gear S2 3G lässt sich auch anders nicht mit einem bestehenden Tarif kombinieren ? etwa als ob man einfach eine zweite SIM-Karte zu einem bestehenden Vertrag hinzubucht. Daher muss man bei Vodafone einen weiteren Tarif hinzu buchen. Derzeit sind das diese:
Tarif | Uhr (ohne Tarif) | mit Red + Data | mit Red + Allnet | mit Data Go S | mit Data Go M-XL |
---|---|---|---|---|---|
Preis für die Uhr | 369,90 Euro | 129,90 Euro | 9,90 Euro | 79,90 Euro | 9,90 Euro |
Tarifkosten pro Monat | entfällt | 5,00 Euro | 20,00 Euro | 14,99 Euro | nach Tarif |
Abzahlung für Uhr | entfällt | 10,00 Euro | 5,00 Euro | 10,00 Euro | 10,00 Euro |
Bei O2 sollen Bestandskunden die Samsung Gear S2 3G für einmalig 59 Euro bekommen, gekoppelt an einen Vertrag mit Kosten von 19,99 Euro pro Monat mit dem O2 Blue All-in S und dem Surf-Upgrade S. Die Uhr soll laut Vodafone mit diesen Smartphones funktionieren: Galaxy-Modelle ab dem S3, dem HTC One M7/8/9 sowie einigen Huaweis (Mate 7/P8), außerdem den LG-Modellen Flex, Flex 2, G2, G3 und G4 sowie den Sony-Smartphones Z2, Z3 und Z3 compact.
Samsung: Gear S2 und Gear S2 Classic vorgestellt
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Die Gear S2 3G im Überblick
Äußerlich gleicht die Gear S2 3G der Gear S2 Classic (ohne 3G) wie ein Ei dem anderen. Die Variante mit eingebauter eSIM-Karte ist etwas größer und dicker (46,9×44,0x13,4 Millimeter) als die mobilfunklose Variante. Außerdem speichert der Akku bei der Gear S2 3G etwas mehr Energie, nämlich 300 statt 250 Milliampèrestunden. Im Test reichte das für rund einen Tag. Wie lange der Akkusaft hält, hängt stark von der Nutzung ab, und zwar noch mehr als das sonst schon der Fall ist. Besonders bei häufigen Telefonaten mit der Uhr geht der Akku schnell in die Knie.
Innere Werte
Im Inneren der S2 3G tickt ein 1 Gigahertz Dual-Core-Prozessor. Der Speicher der Gear S2 3G umfasst typische 4 Gigabyte, der Prozessor kann sich auf 512 Megabyte Arbeitsspeicher (RAM) austoben und nutzt dazu das Samsung-eigenen Betriebssystem Tizen. Die praktische Karussel-Steuerung ist leicht zu verstehen und funktioniert flüssig. Eine Kamera hat die Gear S2 3G ebenso wenig wie einen GPS-Chip. Letzteres ist schade, denn so lässt sich die Uhr trotz eigenständiger Internetverbindung nur dann als Navi oder zur Streckenaufzeichnung beim Sport nutzen, wenn sie mit dem Smartphone gekoppelt ist. Beides können die Sony-Smartwatch SW3 und die Motorola Moto 360 Sport besser. Wie bei der herkömmlichen S2 Gear hat auch die Mobilfunk-Variante eine helle und brillante Amoled-Anzeige. Die Gear S2 3G hat, anders als die mobilfunklose Variante, einen Lautsprecher.
Die Gear S2 3G in der Praxis
Ist die Uhr noch in Bluetooth-Reichweite des Smartphones, lässt sie sich als Freisprechanlage für das Handy nutzen, die in der Uhr eingebaute SIM-Karte kommt dann nicht zum Einsatz. Apps und neue Zifferblätter kann die Uhr nicht eigenständig laden, das kann nur die Samsung-Gear-App auf dem Smartphone. Damit lässt sich auch die Weiterleitung von Anrufen steuern. In der Praxis finden sich bei den meisten Nutzern nur wenige Momente, in denen die Uhr und das Smartphone nicht per Bluetooth miteinander verbunden sind ? das passiert etwa beim Sport oder wenn man eines der Geräte vergessen hat. Daher dürften Nutzer den zur Uhr zugebuchten Tarif wohl eher selten zum Telefonieren benötigen. Normalerweise gilt das auch für die Benachrichtigungen, etwa wenn die Uhr neu eingelaufene E-Mails oder Facebook-Einträge melden soll. Auch das erledigt sie normalerweise zuerst über die Kopplung zum Smartphone und zuletzt über die eingebaute eSIM und das UMTS-Mobilfunknetz. So wären die meisten Kunden in der Regel mit einem kleinen Datentarif vollkommen ausreichend bedient.
Guter Klang beim Telefonieren
Der Klang beim Telefonieren war im Test überraschend gut ? auch mit locker auf dem Tisch abgelegtem Unterarm ließ es sich angenehm telefonieren. Der Lautsprecher der Uhr vollbringt natürlich keine Klangwunder, doch ist er recht laut ? sicherlich nicht zur Freude derer, die Handy-Gespräche anderer nicht so gerne belauschen. Es lässt sich jedoch auch ein Bluetooth-Headset verwenden. Das können Sie auch nutzen, wenn Sie Musik hören, die sich im Speicher der Uhr bunkern lässt.
Übersicht: Die besten Smartwatches
19 Modelle
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Fazit: Samsung Gear S2 3G
Die Samsung Gear S2 3G bietet eine eigenständige Telefonierfunktion mit Internetzugang, ohne dass ein Smartphone in der Nähe sein muss. Ganz ohne Smartphone lässt sich die Uhr aber nicht benutzen. Dass die Uhr aber nur mit separat zugebuchtem Tarif mit extra Rufnummer erhältlich ist, ist wenig kundenfreundlich.