Viel Software, aber keine neue Hardware: Apple stellt auf seiner Entwicklerkonferenz neue Versionen der Betriebssysteme iOS und OS X vor ? und eine Fitness-Plattform.
Programmierer sind Rockstars. Dieses Bild bekam, wer die ersten fünf Minuten des Eingangsvideos der diesjährigen WWDC gesehen hat. Die WWDC ist Apples wichtigste Entwicklerkonferenz. Allein 6.000 der Entwickler saßen im Publikum. Und Apple bauchpinselt diese Entwickler gerne, denn sie machen einen Großteil des Konzernerfolgs aus. Ganze Geschäftsmodelle, wie der App-Store, beruhen auf ihnen.
Aber die Konferenz ist nicht nur eine Art Klassentreffen. Regelmäßig stellt Apple dort auch seine neuen Produkte vor; das letzte Highlight war das iPhone 4 auf der WWDC 2011. Diesmal präsentierte Tim Cook, Geschäftsführer von Apple, zwei neue Betriebssysteme ? zum einen das neue mobile Betriebssystem iOS 8, zum anderen MacOS X, genannt Yosemite, für Macs und Macbooks. Die größte Neuerung vorweg: Die beiden Betriebssysteme MacOS und iOS verschmelzen in einigen Bereichen miteinander. Tim Cook nennt das continuity, also Kontinuität.
Deutlich wird die Kontinuität an einem Beispiel: Wer eine Nachricht auf dem iPhone beginnt und dann zu seinem Macbook wechselt, kann einfach dort die Nachricht weiterschreiben und abschicken. Genauso funktioniert es mit E-Mails. Apple-Entwickler haben die Kontinuität aber auch auf die Telefonfunktion übertragen. Mit MacOS X können Nutzer nun auch mit dem Macbook telefonieren. Falls das iPhone nicht zur Hand ist, klingelt das Macbook.
Craig Frederighi, bei Apple zuständig für Software-Entwicklung, ließ es sich bei der Demonstration der neuen Funktion nicht nehmen Dr. Dre über sein Macbook anzurufen. Apple hatte die Kopfhörer-Firma Beats des Rappers vor Kurzem für drei Milliarden Dollar übernommen. Mehr als Smalltalk kam bei dem Gespräch nicht herum. Wer also dachte, Apple würde gleich einen neuen Streaming-Dienst für seine Geräte mitliefern, lag falsch.
„Android ist der Marktführer für Malware“
Auch bei seinem Cloud-Dienst iCloud Drive hat Apple an der Unterstützung fremder Dienste gearbeitet. In der Cloud können Nutzer ihre Daten im Netz auf Servern von Apple speichern und auf ihrem Smartphone abrufen. Dem Dienst spendiert Apple nun ein richtiges Dateisystem. Außerdem ist die Cloud künftig auch für Windows-Nutzer zugänglich. Sowohl iOS 8 als auch MacOS X kommen künftig mit einer verbesserten Version des Suchprogramms Spotlight. Damit können Nutzer nicht nur mehr das eigene System nach Dateien, sondern bei bestehender Internetverbindung auch die Cloud und das Netz nach Begriffen oder Personen durchsuchen. Das lief bei der Präsentation ausgesprochen gut und sorgte für viel Beifall.
Cook zog an vielen Stellen über seine Konkurrenten her: „Windows habe es nicht geschafft, sein aktuelles System an die Leute zu bringen.“ Er wollte herausstellen, dass dies bei Apple gut klappte. Ähnlich wurde Android, das mobile Betriebssystem von Google, abgewatscht. Android sei der Marktführer für Malware, also schädliche Software wie Viren oder Trojaner, sagte Cook. Beides war bekannt und diente vor allem der Unterhaltung des Publikums. Nebenbei lenkte es aber von unbequemen Fragen ab. Denn abseits dessen, was Cook am Montagabend präsentierte, ist vor allem interessant, was er nicht präsentierte.