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Profi-Lenkräder: Der große Vergleichstest

Gepostet am Mai 13, 2017

Profi-Lenkräder: Der große Vergleichstest Lenkräder sind für Rennspiel-Freaks das A und O. COMPUTER BILD SPIELE verrät, welche Modelle die besten sind. © COMPUTER BILD

Lenkräder sind für Rennspiel-Freaks das A und O. COMPUTER BILD SPIELE verrät, welche Modelle die besten sind.

Bremsen, runterschalten, einlenken, Scheitelpunkt suchen und mit viel Gefühl wieder rausbeschleunigen. All das muss der Fahrer perfekt ausführen, wenn er in der Kurve um die entscheidenden Zehntel kämpft ? auch in einem Rennspiel. Mit dem Gamepad oder der Tastatur mangelt es da oft an Präzision und Feingefühl. Besser klappt es wie im echten Leben mit Pedalen und Lenkrad. Doch der Markt ist fast so unübersichtlich wie die Nordschleife. COMPUTER BILD SPIELE hat ausgesiebt und fünf Lenkrad/Pedal-Sets zwischen 60 und 500 Euro getestet.

5 Lenkräder

Fanatec, Hama, Thrustmaster & Co.

Stumpfe Waffen auf der Rennstrecke

Es gibt drei Möglichkeiten, ein Rennspiel zu spielen: Bei der Tastatur gibt es nur Pfeiltasten zum Steuern. Hier kann der Fahrer nur Vollgas geben, das Auto rollen lassen oder eine Vollbremsung hinlegen, genauso sieht es bei der Lenkung aus: Entweder er lenkt mit voller Kraft in eine Richtung oder er lässt das Auto gerade fahren. Bei einem Arcade-Renner wie ?Need for Speed? ist das gerade noch ausreichend. Aber in realitätsnahen Spielen wie ?Project Cars? sieht der Fahrer so bestenfalls noch die Heckleuchten der Konkurrenz. Etwas besser klappt?s mit Gamepad: Dank Analog-Stick kann der Fahrer so den Lenkeinschlag zumindest etwas feiner kontrollieren. Meistens haben Controller auch noch analoge Schulterknöpfe, so dass sich auch Gas und Bremse einigermaßen dosieren lassen. Wer viel Fingerspitzengefühl besitzt, kann so durchaus schnelle Rundenzeiten fahren und auch bei Online-Rennen vielleicht mal vorne mitmischen. Doch vermutlich gibt es immer jemanden, der schneller ist. Wahrscheinlich fährt diese Person mit Lenkrad und Pedalen, so wie im echten Auto. Der Spieler muss sich dann nicht so sehr darauf konzentrieren, den linken Daumen nur einen Millimeter zu bewegen, um ja nicht zu viel zu lenken, oder bloß nicht zu viel Gas zu geben, um sich nicht aus der Kurve herauszudrehen. Die Arme und Hände übernehmen das Lenken, die Füße das Gasgeben und Bremsen. Das und der größere Spielraum mit feineren Abstufungen erhöhen die Kontrolle über das Auto, so dass es sich zentimetergenau auf der Strecke positionieren lässt, um das letzte Zehntel herauszuholen.

Günstige Lenkräder mit Mängeln

Das günstigste Lenkrad/Pedal-Set ist das Urage Gripz von Hama für 60 Euro. Hier gibt es nur wenig Ausstattung und Komfort. Der Lenkbereich beträgt gerade einmal 180 Grad, also 90 Grad nach links und 90 Grad nach rechts. Ebenfalls schwach: Die Saugnapfbefestigung für den Tisch hält das Lenkrad nicht richtig fest, und ein Kupplungspedal gibt?s nicht. Gas und Bremse haben zudem keinen Widerstand. Das Hama bietet kein Force-Feedback, das die G-Kräfte simuliert, und von versprochenen Vibrationseffekten war in den getesteten Spielen nichts zu spüren. Etwas teurer ist mit 140 Euro das Race Wheel von Ready2Gaming für die PlayStation 4. Als einziges Lenkrad im Test ist es im Formelstil gebaut. Der Lenkbereich von 270 Grad ist deutlich größer als beim Hama. Zudem gibt?s zwei unterschiedliche Modi und drei verschiedene Empfindlichkeitsstufen. Hier erwies sich aber nur die schwächste als praxistauglich.

5 Tipps

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Bei den beiden anderen Stufen verstärkt es die Signale so heftig, dass ein genaues Lenken nicht mehr möglich ist, und um die Mittelstellung des Lenkrads entsteht eine sehr große Zone, in der es nicht auf Lenkbewegungen reagiert. Immerhin ist das Race Wheel das einzige Modell im Test, bei dem sich der Winkel des Lenkrads verstellen lässt. Im ersten Moment hört sich das sinnvoll an, ist in diesem Fall aber eher nachteilig: Der Verstellmechanismus ist nämlich so filigran konstruiert, dass er bereits beim Aufbau brach und das Lenkrad so keine Arretierung mehr hatte. Am Tisch wird das Race Wheel über kleine Schraubzwingen festgeklemmt. Diese sind zwar ebenfalls nicht sehr stabil, halten das Lenkrad aber ausreichend fest und erfüllen damit ihren Zweck. Die Qualität der Pedale ist ähnlich mäßig wie beim Hama. Allerdings gibt es ein Problem: Titel wie ?Project Cars? erkennen das Race Wheel nicht als Lenk-rad, sondern nur als Controller. Gas und Bremse funktionieren dann wie digitale Tasten: Entweder sind sie voll oder gar nicht gedrückt. Vernünftiges Fahren ist so nicht möglich, Lenkrad und Pedale verlieren ihren Sinn. Wenn aber alles funktioniert, dann steuert es sich mit dem Race Wheel präziser und gefühlvoller als mit dem Hama. Zudem helfen die Vibrationseffekte: Die machen zwar noch kein Force-Feedback, aber sie geben dem Fahrer zumindest einen ganz kleinen Anhaltspunkt darüber, was gerade im Spiel passiert ? auch wenn die Effekte immer gleich sind.

Henrik Stoldt ist selbst erfolgreicher E-Rennsportler (?WRC?) und stand COMPUTER BILD SPIELE als Experte beim Lenkradtest zur Seite. © COMPUTER BILD

Henrik Stoldt ist selbst erfolgreicher E-Rennsportler (?WRC?) und stand COMPUTER BILD SPIELE als Experte beim Lenkradtest zur Seite.

Zwei-Klassen-Gesellschaft

Für Spieler, die wirklich tief in die virtuelle Welt des Motorsports eintauchen wollen, sind die Modelle von Ready2Gaming und Hama aber beide nicht geeignet. Ambitionierte Fahrer sollten zu einem der Testkandidaten von Thrustmaster, Logitech und Fanatec greifen, die allesamt mehr Präzision, Funktionen und damit Fahrspaß bieten. Das günstigste der Profi-Modelle ist das T150 Pro Thrustmaster für 250 Euro. Das hat alles an Bord, was zum erfolgreichen Rennspielen nötig ist: sauber arbeitende Pedale mit einem gleichmäßigen Pedalgefühl, Force-Feedback im Lenkrad und einen sauberen Druckpunkt der Schaltwippen. Einzig die Gummierung am etwas dünnen Lenkradkranz und der raue Widerstand des Force-Feedback-Motors stören ein wenig den positiven Gesamteindruck.

Im Detail noch etwas besser ist das G29 von Logitech für 399 Euro. Das Lenkrad fühlt sich durch den Lederbezug von allen Lenkrädern im Test am besten an, das Force-Feedback ist stärker und gleichzeitig ein kleines Stück differenzierter als beim T150 Pro, und es läuft nicht so rau. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist das Bremspedal. Im Gegensatz zum Thrustmaster hat es einen sehr kurzen Pedalweg mit einem hohen Widerstand am Ende. Wer andere Pedale mit gleichmäßigem Widerstand und mehr Pedalweg gewohnt ist, dürfte am Anfang davon irritiert sein. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit lässt sich dank des starken Widerstands die Bremskraft sehr feinfühlig dosieren, so dass das Auto gerade so stark bremst, dass die Räder nicht blockieren. Beim Thrustmaster wird allerdings auch ein Bremsmod mitgeliefert, der ein sehr ähnliches Pedalgefühl erzeugt.

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Fanatec CSL Elite: Der Testsieger

An die Spitze des Testfelds hat sich das Lenkrad/Pedal-Set von Fanatec gesetzt. Getestet hat COMPUTER BILD SPIELE die Konfiguration, die Fanatec auf der Homepage als Komplettpaket verkauft: Darin enthalten sind die CSL Elite Wheel Base, CSL Elite Pedale und das Xbox-One-kompatible Lenkrad P1. Mit einem Preis von 500 Euro ist das Set das teuerste, aber hier bekommt der Käufer auch einiges geboten ? und zwar das mit großem Abstand stärkste, genaueste und realistischste Force-Feedback im Feld. In Spielen wie ?Dirt Rally? muss der Fahrer hier wirklich arbeiten und kräftig in das Lenkrad greifen, um das Auto auf der Straße zu halten. Aber das alles lässt ihn genau spüren, welche Kräfte gerade auf das Auto einwirken und wo es hin will. Ein weiterer Pluspunkt: Das Fanatec läuft sehr leise und dank des Riemenantriebs super weich, ohne den rauen Widerstand, der bei den anderen Lenkrädern entsteht.

5 Gute Gründe für ein Lenkrad

Tipp 1

Mit Pad und Tastatur kommt keine richtige Stimmung auf. Erst mit einem richtigen Lenkrad in den Händen und Pedalen unter den Füßen fühlt sich der Spieler in seinem eigenen Wohnzimmer wie ein echter Rennfahrer.

Tipp 2

Durch die gleichzeitige Nutzung von Händen und Füßen zur Lenkung und Beschleunigung besitzt der Spieler eine wesentlich genauere Kontrolle über sein Fahrzeug ? ganz genau wie in einem richtigen Auto.

Tipp 3

Dank ForceFeedback und Vibrationseffekten spürt der Fahrer viel deutlicher, was das Auto macht und wie es auf Lenkmanöver reagiert. Dadurch lässt sich viel schneller und besser darauf reagieren.

Tipp 4

Durch die links Punkte 1?3 verbessern sich mit etwas Übung auch die Rundenzeiten. So ist der Spieler viel konkurrenzfähiger in Online-Rennen und kann auf höheren Schwierigkeitsgraden gewinnen als mit dem Gamepad.

Tipp 5

In begrenztem Maße lassen sich im Spiel erlernte Fahrtechniken und Reaktionen des Autos in die Realität übertragen. Das hilft einzuschätzen, was in echt mit dem Auto in bestimmten Situationen passiert.

In der hier getesteten Konfiguration hat die Pedalerie nur Gas und Bremse. Eine Kupplung lässt sich aber dank des modularen Baukastensystems von Fanatec problemlos nachrüsten. Das Pedalgefühl ist ? ob mit oder ohne Kupplung ? schon hervorragend. Einziger großer Nachteil ist die Kippsicherheit der Pedale: Da das Bremspedal ebenfalls einen hohen Widerstand zum Ende des Laufwegs bietet, muss der Fahrer schon ordentlich drücken, und dann kippt mit etwas Pech das ganze Pedalset nach hinten oder verschiebt sich auf dem Boden. Wer die Pedale allerdings auf dem Boden befestigt, sie nach hinten mit irgendetwas abstützt oder sie mit den dafür vorgesehenen Löchern im Racing Seat verschraubt, hat hier eine Pedalerie, die ihn wohl lange glücklich macht.

Fazit: 5 Lenkräder im Test

Wer wirklich Spaß mit seinem Lenkrad haben möchte, sollte nicht an der falschen Stelle sparen. Die beiden günstigen Modelle im Testfeld wiesen nämlich grobe Mängel auf. Größtes Manko ist das fehlende Force-Feedback, wodurch Sie kein realistisches Gefühl für die Bewegungen Ihres Fahrzeugs entwickeln können. Zudem sind die Modelle von Hama und Ready2Gaming so instabil, dass sie im Belastungs- beziehungsweise Dauertest durchfielen. Auch die Befestigungs- und Einstellungsmöglichkeiten ließen zu wünschen übrig, so dass nur ausreichende Testergebnisse raussprangen. So richtig Spaß macht Racing erst mit dem Thrustmaster- oder Logitech-Lenkrad. Hier sind alle wichtigen Funktionen an Bord. Mit beiden fühlen sich die Ausflügen auf dem Asphalt realitätsnah an ? vor allem, weil sie Force-Feedback bieten, das dem Fahrer feinfühlig Rückmeldung gibt. Und für alle, die so richtig tief in die Welt der Renn-Simulationen eintauchen wollen, gibt es das Lenkrad/Pedal-Set von Fanatec. Austauschbare Lenkräder, erweiterbare Pedale, zukaufbare Handbremse und Shifter (auch von und für Logitech und Thrustmaster erhältlich) lassen das Herz höherschlagen, aber auch mindestens in gleichem Maße den Geldbeutel schmaler werden.

Qualitätstest im Labo © COMPUTER BILD
Praxis-Test in der Redaktion © COMPUTER BILD

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