Fujitsu hat eine Software entwickelt, die Menschen auch in Überwachungsvideos mit niedriger Qualität anhand ihrer Kleidungsfarben erkennen kann.
Im Rahmen der Technical Committee Conference der Information Processing Society Japan, die am 6. und 7. März in Sendai auf Honshu stattfindet, haben die Fujitsu Laboratories eine neue Software vorgestellt. Diese soll in der Lage sein, die Bewegungsprofile von Menschen auch anhand von niedrig aufgelöstem Videomaterial eindeutig zuzuordnen.
Datenschutz-Bedenken durch hochaufgelöste Überwachungskameras
Wie Fujitsu in einer offiziellen Mitteilung anführt, würde Videomaterial, das von Überwachungskameras auf städtischen Straßen und Plätzen aufgenommen wird, zunehmend von der Industrie genutzt, um beispielsweise die Standorte von Ladenlokalen oder die Schaufensterauslagen zu verbessern. Die Auflösung der Überwachungskameras habe sich dabei in den vergangenen Jahren gesteigert, so dass in den Videos auch die Gesichter der aufgezeichneten Personen identifiziert werden könnten. Während dieser Umstand bei der Aufklärung von Verbrechen hilfreich sein kann, äußern Datenschützer Bedenken, wenn im öffentlichen Raum Bewegungsprofile von eindeutig identifizierbaren Personen erstellt werden können.
Erkennung anhand von Kleidungsfarben
Dieses Problem will Fujitsu mit seiner neuen Software aus dem Weg räumen. Dem Unternehmen ist es eigenen Angaben zufolge gelungen, zuverlässige Bewegungsprofile auch auf Basis von niedrig aufgelöstem Videomaterial zu erstellen. Das Programm erkenne lediglich die Kopfform der Personen und kann diesen auch in einer Gruppe den passenden Torso zuordnen. Individuelle Merkmale bekommen die Personen anhand der Farbe ihrer Kleidung, nicht durch ihr Gesicht. Im Zusammenspiel von Kopf- und Torsoform sowie der Kleidungsfarbe sei es Fujitsu gelungen, die Bewegungen einzelner Personen über mehrere Kamera-Standorte hinweg zu verfolgen. Bei einem Testlauf in geschlossenen Räumen war das System in der Lage, durchschnittlich 80 Prozent der Testpersonen wiederzuerkennen. Die Genauigkeit der Ergebnisse hängt laut dem Unternehmen von der Kamera-Position und der Aufnahme-Umgebung ab.
Die Fujitsu-Software ordnet Personen in niedrig aufgelösten Videos Kleidungsfarben zu, durch die sich Bewegungsprofile erstellen lassen sollen.
Bild: Fujitsu Laboratories
Fujitsu will mit seiner Lösung die Erstellung von Bewegungsprofilen anhand von niedriger Videoauflösung ermöglichen und dabei die Privatsphäre der aufgezeichneten Personen schützen. In weiteren Tests soll die Trefferrate der Software weiter erhöht werden. Die Markteinführung plant das Unternehmen noch im Geschäftsjahr 2015, das am 31. März 2016 endet.
Datenschutz-Bedenken in Japan
Besonders in Japan werden Datenschutz-Bedenken bei der Erstellung von Bewegungsprofilen durch Überwachungskameras immer lauter. Im vergangenen Jahr sorgte eine geplante Studie des National Institute of Information and Communications Technology (NICT) für Aufsehen, für die die Installation von 90 Kameras im Bahnhof Osaka Station im Umeda-Bezirk von Kitak-ku in Osaka geplant war. Über einen Zeitraum von zwei Jahren sollten dabei Reisende per Gesichtserkennung eindeutig identifiziert und mit einer persönlichen ID versehen werden.
(Denise Bergert) / (js)