Eine von Caribou Digital mit Unterstützung durch Mozilla durchgeführte Studie beschäftigt sich mit der globalen Verteilung von Mobile-Programmierern. Deutschland wird hier zum siebtgrößten App-Entwickler ? aber wie sieht es sonst aus?
Dass größere Sprachbereiche mehr Umsatz treiben, folgt aus der Logik: Einige Millionen Slowaken können nun mal nicht so viel Einkommen bringen wie die über 80 Millionen Einwohner Deutschlands. So zeigt die folgende, der Studie „Winners & Losers in the Global App Economy“ entnommene Tabelle, in welchen Märkten Entwickler am meisten Downloads und/oder Umsatz erwirtschaften können.
Downloads | Einkommen | ||||
Rang | Google Play | Apple App Store | Rang | Google Play | Apple App Store |
1 | USA | USA | 1 | Japan | USA |
2 | Brasilien | China | 2 | USA | Japan |
3 | Indien | Japan | 3 | Südkorea | China |
4 | Russland | UK | 4 | Deutschland | UK |
5 | Südkorea | Russland | 5 | Taiwan | Australien |
6 | Mexiko | Frankreich | 6 | UK | Kanada |
7 | Türkei | Kanada | 7 | Frankreich | Deutschland |
8 | Indonesien | Deutschland | 8 | Hongkong | Frankreich |
9 | Deutschland | Australien | 9 | Australien | Russland |
10 | Thailand | Italien | 10 | Russland | Italien |
Die geographische Verteilung der Entwickler unterscheidet sich von der im PC-Markt bekannten. Eine von IDC im Jahr 2011 durchgeführte Studie ergab, dass 70 der 100 größten Anbieter von PC-Software in den USA ansässig waren ? Europa stellte derer 19. Im Handcomputerbereich sieht die Situation anders aus; asiatische Unternehmen spielen eine wesentlich wichtigere Rolle (s. die folgende Tabelle).
Rang | Land | Schätzung zur Anzahl der Entwickler |
1 | USA | 1.567.000 |
2 | China | 776.000 |
3 | UK | 456.000 |
4 | Südkorea | 395.000 |
5 | Japan | 351.000 |
6 | Russland | 321.000 |
7 | Deutschland | 307.000 |
8 | Indien | 289.000 |
9 | Taiwan | 256.000 |
10 | Spanien | 239.000 |
11 | Frankreich | 219.000 |
12 | Israel | 196.000 |
13 | Kanada | 191.000 |
14 | Türkei | 183.000 |
15 | Vietnam | 173.000 |
16 | Hongkong | 158.000 |
17 | Australien | 143.000 |
18 | Brasilien | 138.000 |
19 | Italien | 137.000 |
20 | Finnland | 116.000 |
Eine Erfassung aller Entwickler ist jedoch insofern schwierig, als viele Unternehmen mit minimalem Umsatz nicht oder nur schwer auffindbar sind. Die Studie der Caribou-Analysten beschränkt sich auf jene Entwickler, die in ihrem regionalen Markt in den Top 500 sind ? alle anderen Firmen tauchen, auch bei ökonomischer Profitabilität, in der von den Analysten durchgeführten Zählung nicht auf.
Die Region beziehungsweise Stadt mit den durchschnittlich meisten App-Entwicklern stellt die Bay Area und San Francisco, gefolgt von Helsinki, Hongkong, dem indischen Gurgaon und Taipeh. Als einzige deutsche Stadt taucht Berlin in der Top-20-Liste auf. Neben Berlin spielen in Deutschland auch Hamburg und München in der Oberliga der Städte mit mehr als 20 nach den weiter oben beschriebenen Kriterien erfassten Top-Unternehmen mit. In Hamburg sitzen 31, während München mit 28 Entwicklern ebenfalls gut aufgestellt ist.
Lokal und global
Applikationen lassen sich ? im Grunde genommen ? ohne Transportkosten weltweit vertreiben. Aus der ökonomischen Theorie folgt, dass Entwickler aus Asien auch hierzulande erfolgreich sein könnten. In der Praxis funktioniert das jedoch nur eingeschränkt: Wer in einem Land lebt, kann besseren Kontakt zu dortigen Journalisten aufbauen und so mehr PR für sein Produkt erzeugen. Zudem gibt es immer das Risiko kultureller Unterschiede.
Besonders interessant ist beim Beobachten der Umsatz- und Downloadverteilung in verschiedenen Märkten in den vielen Diagrammen der Studie, dass die asiatischen Märkte stark von lokalen Unternehmen bespielt werden ? die in anderen Teilen der Welt starke Dominanz der USA zeigt sich sogar in Japan nur eingeschränkt.
Die „Great Wall of East Asia“ existiert
Bild: Studie: Winners and losers in the Global App Economy
Rein theoretisch müsste man aufgrund der geringen Einstiegskosten in den Mobilgerätemarkt in Regionen mit geringen Lebenserhaltungskosten besonders viele Entwickler finden. In der Praxis ist das nicht der Fall ? es lässt sich sogar eine minimale positive Korrelation zwischen Bruttoinlandsprodukt und Entwicklerdichte pro Einwohner herstellen.
Die Größe der Blasen repräsentiert die Einwohnerzahl.
Gewinner können Verlierer sein
Auffallend ist, dass Hackathons und Wettbewerbe nur wenig zum Aufbau einer lokalen App-Ökonomie in Entwicklungsländern beitragen: Der Blogger Kennedy Kachwanya hat die Situation schon früher auf folgende, zitierenswerte Weise zusammengefasst: „Kenya is full of winners, winners of all sort of competitions and challenges, but the pressing questions is do winners end up being something beyond the winning.“
Laut Caribou Digital ist das Vorhandensein einer stabilen IT-Outsourcing-Infrastruktur der beste Garant für eine funktionierende Ökonomie ? die Studie belegt das unter anderem am relativen Erfolg von Weißrussland. (ane)