Inhalt
- Seite 1 ? Danke für dieses First-World-Problem
- Seite 2 ? Abstriche gegenüber dem iPhone 6s sind vernachlässigbar
Auf einer Seite lesen
Alle technischen Spezifikationen sind bekannt. Alle Dollar-Euro-Preisunterschiede beklagt. Alle Auf-die-Größe-kommt-es-an-Witze gemacht. Trotzdem teste ich das iPhone SE. Für alle, die sich nicht entscheiden können ? aber ganz unbedingt müssen ? zwischen dem Vier-Zoll-Vintage-Gewand, dem konservativen 4,7-Zoll-iPhone 6s und dem sonnenverdeckenden 5,5-Zoll-Monolithen 6s Plus.
Es ist das vielleicht firsteste First-World-Problem dieser Tage. Eine Blitzumfrage unter 15 meiner Kollegen, denen ich das iPhone SE, das iPhone 6s und das 6s Plus gezeigt habe, hat ergeben: Vier würden das SE kaufen, eine das 6s Plus, sieben das 6s. Dreien fiel die Entscheidung so schwer, dass ich fast Mitleid bekam.
Was also spricht für das SE? Für die eben erwähnten vier Kollegen vor allem die Größe, beziehungsweise deren Abwesenheit. Das SE, das dem älteren 5s zum Verwechseln ähnlich sieht, ist hosentaschenkompatibler, wiegt 30 Gramm weniger als ein 6s, nämlich nur 113 Gramm, lässt sich leichter mit einer Hand bedienen, und ? so haben jedenfalls andere Tester festgestellt ? der Akku hält länger.
Technische Spezifikationen
– 4-Zoll-Display, Auflösung 1136 x 640 Pixel = 326 ppi
– Maße 123,8 x 58,6 x 7,6 mm, Gewicht 113 Gramm
– A9-Prozessor (64 Bit), M9 Motion Coprozessor
– 16 oder 64 Gigabyte Speicher
– Arbeitsspeicher 2 Gigabyte LPDDR4
Kameras
– 12-MP-iSight-Kamera: ?/2.4 Blende, Live Photos, True Tone Flash, Panoramafotos (bis zu 63 MP)
– 4K-Videoaufnahme mit 30 fps, oder 1080p/720p, Zeitlupen- und Zeitraffervideos möglich
– 1,2-MP-Facetime-Kamera: ?/2.4 Blende, Serienbildmodus, 720p Videoaufnahme
Sonstiges
– Touch ID zum Entsperren und für Apple Pay
– sprachgesteuerte virtuelle Assistentin Siri
– WLAN 802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2, NFC
– LTE, Frequenzbänder in Europa: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 12, 17, 18, 19, 20, 25, 26, 28
– Voice over LTE (VoLTE)
– Lightning Connector
– Nano SIM
Ja, auch das hat etwas mit der Displaygröße zu tun. Weil deutlich weniger Fläche beleuchtet und angesteuert werden muss, schont das den Akku. Ich hatte das Gerät noch nicht lange genug in Betrieb, um das eindeutig verifizieren und in Zahlen ausdrücken zu können. Aber nach allem, was ich bisher selbst festgestellt und in anderen Testberichten gelesen habe, dürfte es kein Problem sein, mit einer Akkuladung über eineinhalb und vielleicht sogar knapp zwei Tage zu kommen, selbst wenn man das eine oder andere Spiel spielt, einen Film streamt und sich regelmäßig durch soziale Netzwerke und Websites bewegt.
Mitverantwortlich für die Akkuleistung ist der aus dem 6s bekannte und auch im SE verbaute A9-Prozessor. Der sorgt zusammen mit dem M9-Coprozessor für ein Powermanagement, was bei einem annähernd gleich großen Akku wie dem im ebenso kleinen iPhone 5s eine laut Apple um 50 Prozent verbesserte Akkuleistung bewirken soll.
Ein iPhone zum Angewöhnen
Abgesehen davon ist der A9 ein Chip, dessen Leistungsfähigkeit normale Nutzer mit den heute gängigen Anwendungen nicht einmal ansatzweise ausreizen dürften. Apple hätte durchaus einen älteren, schwächeren Prozessor verbauen und das SE damit etwas billiger machen können. Aber der A9 dürfte dafür sorgen, dass auch in zwei oder drei Jahren keine Anwendung und kein iOS-Update zu anspruchsvoll für das SE sind.
Für eine bestimmte Zielgruppe ist das wichtig: Apple hat ausdrücklich nicht nur Menschen mit First-World-Problemen im Blick, sondern auch aufstrebende Märkte, in denen Kunden jetzt zum ersten Mal ein topaktuelles Smartphone haben wollen, aber keine 650 Dollar oder mehr dafür ausgeben können, schon gar nicht jedes Jahr aufs Neue. Das SE könnte, sofern die restliche Hardware hält, ein Einsteiger-iPhone werden, das Kunden einige Jahre lang benutzen und sie im für Apple besten Fall an die Marke und das Ökosystem gewöhnt und bindet.
Womit wir beim Preis wären, zu dem ich dann doch etwas sagen muss: Apple hält das SE ganz ironiefrei für günstig. Sogar in Deutschland, obwohl der Europreis aufgrund von höheren Steuern und anderer Faktoren deutlich über dem Dollarpreis liegt. Apple argumentiert, nie habe es ein neues iPhone für weniger als 500 Euro gegeben. Nun bekommt man das SE mit 16 Gigabyte Speicher für 489 Euro.
Allerdings sind 16 Gigabyte, die sich ? wie bei Apple üblich ? nicht mit MicroSD-Karten erweitern lassen und von denen man noch den Speicherplatz für das Betriebssystem und die systemeigenen Apps abziehen muss, herzlich wenig. So wenig, dass die 64-Gigabyte-Version deutlich attraktiver ist. Die kostet aber gleich mal 100 Euro mehr. Und ein iPhone für 589 Euro ist. Kein. Günstiges. Smartphone. Außer auf dem Planeten Apple. Es sind halt rund 155 Euro weniger als für das aktuelle 6s fällig werden und etwa 45 Euro weniger, als das eineinhalb Jahre alte iPhone 6 kostet. Wobei das jeweils die günstigsten Ausführungen mit 16 Gigabyte Speicher wären. Vergleich man die 64-Gigabyte-Modelle, beträgt der Preisunterschied rund 265 Euro zum 6s und rund 155 zum iPhone 6.