Es ist wieder Zeit für ein wenig Movie-Nerd-Möbel-Madness (ja, das habe ich mir gerade spontan ausgedacht). Heute geht es um einen bahnbrechenden Action-Klassiker, der Matt Damon als A-List Hollywood Superstar etablierte: The Bourne Identity!
Der Mann ohne Gedächtnis
Jason Bourne erwacht ohne Erinnerungen auf einem Fischerboot im Mittelmeer. Von dort beginnt seine wirklich atemberaubende Reise durch Europa auf der Suche nach sich selbst. Und was er findet ist schlimmer, als die Ungewissheit!
So könnte man den Film in zwei Sätzen zusammenfassen. Aber neben wirklich bis dato noch nie gesehenen Action-Sequenzen hat der Film auch Tiefe, und ein phänomenales Casting zu bieten. Außerdem wurde der Film zu großen Teilen in Deutschland gedreht, was diesen Hollywood-Streifen einfach doppelt so interessant macht.
Bournes Wohnung in Paris
Aber dies wäre kein Möbel-Blog, wenn wir uns nur über den Film an sich unterhalten würden. Ich glaube, dass auch in diesem Film die Kulisse und insbesondere Bournes Pariser Wohnung perfekt eingesetzt wurde, um den Charakter des Protagonisten zu unterstreichen.
Bahnbrechender Action-Kracher mit Tiefgang
Jason Bourne ist ein Geheimdienst-Agent, der im Auftrag der amerikanischen Regierung schon den ein oder anderen unliebsamen Charakter aus dem Weg geräumt hat. Er war der erste, der Prototyp, eines Programms, mit dem quasi unbesiegbare Supersoldaten gezüchtet werden sollten. Dabei ging es nicht so sehr um Körperkraft, als vielmehr die Fähigkeit, sich seiner Umwelt anzupassen. Dieser Jason Bourne hätte jedem James Bond problemlos in den Hintern getreten (aber dann lernte man von Bourne und schickte Daniel Craig ins Rennen!).
Jason stößt als Suchender nach seiner eigenen Identität gleich auf zwei Hindernisse: Erstens nahm ihm der Schock um den Fehlschlag seines letzten Auftrags die Erinnerung an sich selbst als Geheim-Agent und Kampfmaschine, aber selbst als er an dieser Stelle die ersten Puzzle-Teile wieder zusammenfügen kann, wird klar, das ist erst die oberste Schicht.
Unter all dem lauert noch jemand anderer.
Um das nicht unbedingt auszusprechen, sondern zu zeigen, eignet sich die eigene Wohnung so gut wie kein anderer Ort. Man muss sich nur bei sich selbst umsehen: Fotos und Bilder an den Wänden, besondere Möbel, die einem ertwas bedeutet, Bücher in den Regalen, und in der Küche Gewürze oder Vorräte, die einem Auskunft darüber geben können, was man gerne isst.
Auch der Möbel-Stil verrät viel über eine Person.
[EXKURS: Ich war am Wochenende bei Freunden eingeladen, die in einer Doppelhaushälfte wohnen und durch Zufall haben wir die Nachbarn kennengelernt. Die Grundrisse der beiden Häuser waren spiegelverkehrt, Bodenfliesen, Fenster und Raumaufteilung also identisch. Aber die Einrichtung hätte unterschiedlicher nicht sein können! Man sieht also, selbst im gleichen Umfeld macht jeder aus seinem Lebensumfeld etwas individuelles!]
Bei Jason Bourne wurde die Einrichtung bewusst so gewählt, dass man keinerlei Rückschlüsse auf seinen Charakter ziehen kann. Der luftig geschnittene Pariser Altbau ist spärlich möbliert, und die wenigen Möbel sind so nichtssagend, dass der, der die Wohnung eingerichtet hat, deutlich mehr Wert gelegt hat auf Effizienz, als auf Wohnlichkeit.
Im Eingangsbereich ein Beistelltisch mit einer Schale, im Arbeitszimmer ein 08/15 Schreibtisch mit einer Schirmlampe. Die Einbauregale unterstreichen den (nicht vorhandenen) Einrichtungsstil und damit den Charakter des Protagonisten, der sich nicht festlegt, vielleicht nicht festlegen kann, und immer auf dem Sprung ist. In dieser Wohnung würde er nichts zurücklassen, was ihn schmerzen würde.
In der Edelstahl-Küche hängen Pfannen an der Wand, wo andere Bilder, Kochbücher haben oder Kräutertöpfchen pflegen. All das unterstreicht die leere Leinwand, die Jason Bourne ist.
Show, not tell!
Ich finde, diese Szene in der Pariser Wohnung so tragisch, sie unterstreicht die Leere in Jason Bourne auf so nachdrückliche Weise, dass es schmerzt. Hier findet Jason keine Hinweise auf die Person, die er einmal war. Alles was er sieht ist Edelstahl, günstige Standardmöbel und der ungeschickte Versuch, etwas Behaglichkeit in seine Wohnung zu bringen.
Edelstahl hat gerade in Küchen in den vergangenen Jahren immer mehr Einzug gehalten, aber ich bin absolut kein Freund davon! Es ist kalt, ungastlich und muss regelmäßig penibel gereinigt werden.
Eine Wohnküche sieht für mich anders aus. Belebter, wohnlicher und vor allem mit viel mehr Farbe. Und genau so sollte auch das Leben sein!
In einem Action-Film, wo die wenige hirnrissige Handlung meist sehr laut ausgesprochen werden muss, ist diese Form der Charakterisierung großartig, leise, subtil und ungeheuer beeindruckend.
Der Trailer zu The Bourne Identity ist leider ziemlich mies, er suggeriert einen ziemlich hirnlosen Action-Film, dabei ist er definitiv einer der coolsten, der in den letzten zwanzig Jahren gedreht wurde:
Besonders, wie die Action vermittelt wurde, war bei Erscheinen des Films neu und dürfte wohl vor allem das amerikanische Publikum vor den Kopf gestoßen haben: Autos, die nicht explodieren, Kampfszenen mit einer Zeitung und einem Kugelschreiber, Action mit Hirn anstelle von roher Kraft, das war damals komplett neu.
Aber wie schon bei The Matrix, ich habe auf diesem Blog bereits über den genialen Sessel geschrieben, beeinflusste dieser Film auch die Action-Filme der kommenden Jahre. Daniel Craigs Bond wäre ohne Jason Bourne undenkbar gewesen. Auch Filme wie Taken (obwohl ich den für ungleich schwächer halte, als die Bourne-Filme!) sind vom Look her definitiv von Doug Limans The Bourne Identity inspiriert worden!
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